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Schottland setzt auf H2-Lieferkette zum kontinentalem Europa From Hamburg to the World – EEHH-Cluster besucht Annual Conference of Scottish Hydrogen and Fuel Cell Association

Unter dem Motto „Hydrogen Scotland – Realising the Potential“ fand die 2023 SHFCA-Konferenz (Scottish Hydrogen and Fuel Cell Association) in Aberdeen statt. Dabei kamen hochrangige Politiker*innen, führende Branchenexpert*innen und internationale Organisationen zusammen. EEHH-Kollegin Sibyl Scharrer, Internationale Kooperation Wasserstoff, war auch vor Ort. Im Fokus des Programms standen regionale Produktion und pipelinegebundene Infrastrukturen für Wasserstoffexport zum europäischem Festland.

Schottland setzt auf H2-Lieferkette zum kontinentalem Europa
Eröffnungspanel

Aberdeen Hydrogen Showcase

Am Tag vor der SHFCA-Konferenz lernten die Gäste aktuelle und anstehende Projekte der Bereiche Wasserstoffanwendung und Lieferketteentwicklung in der Stadt Aberdeen und der Region kennen. Von ersten Pilot- und Demonstrationsanlagen zu großer und breiter Wasserstoffanwendung im industriellen Maßstab, Aberdeen hat sich zu einem führenden regionalen Wasserstoffknotenpunkt entwickelt. Lokale Initiativen wie die EZT-Energy Transition Zone zählen zu den treibenden Kräften. Als gemeinnützige Organisation hat sich die EZT zum Ziel gesetzt, den Nordosten Schottlands auf dem Weg zu einem globalen Vorreiter im Bereich Energiewende zu unterstützen.

Auf einer 15 Hektar großer Fläche nahe dem South Harbour soll ein sogenannter Hydrogen Campus entstehen, der auch die Onshore-Anlagen des Projektes „Dolphyn Hydrogen“, eine der weltweit ersten Offshore-Wasserstoff-Produktionen, beherbergt. Dolphyn Hydrogen verbindet eine innovative Floating-Offshore-Windanlage mit einem Elektrolyseur. Bis Mitte des Jahrzehntes soll der erste 10-MW- Commercial-Scale-Demonstratrator installiert werden, der als Basis zur nächsten Skalierung der kommerziellen Anwendung von 100 bis 300 MW bis 2028 dient. Ab 2030 sind Offshore-Wasserstoff-Produktionen im GW-Maßstab in UK, Europa und weltweit geplant.

Das EEHH-Mitglied Vattenfall verfolgt eine ähnliche Vision. Das Projekt „Hydrogen Turbine 1 (HT1)“ in der Bucht vor Aberdeen ist weltweit das erste, das die vollständige Integration der Wasserstofferzeugung in eine Offshore-Windkraftanlage testet. HT1 wird die Möglichkeiten für Entwicklungs- und Genehmigungsverfahren für groß angelegte Wasserstoffprojekte in Kombination mit Offshore-Windparks aufzeigen, um die zukünftige Entwicklung zu beschleunigen. Das Projekt befindet sich derzeit in Entwicklung; Starttermin für die Produktion ist 2025.

Pipelinegebundener Wasserstoffimport aus Schottland

Schottland besitzt gigantische erneuerbaren Ressourcen und daher eine große politische Zielsetzung, um die Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Die im Jahr 2022 veröffentlichte Scottish Government Hydrogen Policy nennt die Ausbauambition: 5 GW erneuerbaren (grünen) und low-carbon (blauen) Wasserstoff bis 2030 und 25G W bis 2045. Mit der Pipelineanbindung in der Nordsee möchte Schottland neues Produktions- und Exportpotenzial für Wasserstoff erschließen.

Im Rahmen der Projektstudie „Hydrogen Backbone Link“ wurden die notwendigen Infrastrukturen für den kosteneffizienten Wasserstofftransport per Pipeline analysiert bzw. die Umstellung der bestehenden Öl- und Gasinfrastruktur untersucht. Im nächsten Schritt geht es um die Evaluierung des Prozesses im Zusammenhang mit dem Bau und Betrieb der Pipeline. Die Studie zeigt ebenfalls den möglichen Verlauf der Pipeline: von verschiedenen geografischen Punkten im Norden/Nordwesten Schottlands durch norwegisch-dänische Gewässer nach Emden, Deutschland. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des schottischen Wasserstoffs liegt hauptsächlich in den Transportkosten (0,40 Euro pro Kilogramm per Pipeline versus 1,40 Euro pro Kilogramm per Schiff aus anderen Ländern). Bei der Gesamtkalkulation inkl. Transportkosten rechnet man mit einem geringen Preisvorteil von ca. 10 Cent pro Kilogramm. (Quelle: GTAI)

Um die Produktion und den Export von Wasserstoff anzukurbeln, ist die öffentliche Förderung unerlässlich. Die britische Regierung stellt eine Finanzierung von bis zu 11 Mrd. Pfund zur Verfügung, um Investitionen privater Unternehmen in die Entwicklung von Produktionsanlagen, Transportinfrastrukturen und Speichertechnologien zu unterstützen. Damit werden die wichtigsten Weichen für ein schnelles Wachstum des nationalen Wasserstoffmarktes gestellt. Das Prinzip dieser Förderung unterscheidet sich grundlegend z.B. von dem US-Förderprogramm IRA. Das Letztere fokussiert auf Steuervergünstigungen für förderfähige Vorhaben, bei denen die Treibhausgas-Bilanz des produzierten Wasserstoffs das maßgebliche Kriterium ist.

Eine weitere relevante Erkenntnis aus der Konferenz ist, dass für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Schottland die Zusammenarbeit mit traditionellen Öl- und Gasunternehmen eine bedeutende Rolle spielt. Einerseits dient der Einsatz von Wasserstoff dazu, industrielle Prozesse dieser Unternehmen zu transformieren und neues Geschäftsfeld zu etablieren. Andererseits kann die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft auf die vorhandenen Assets wie Kapital, Fachkompetenz, Infrastruktur und Arbeitskräfte zurückgreifen.

Eine Wasserstoffpartnerschaft mit Schottland ist strategisch elementar für die Industrie- und Energiezukunft Deutschlands. Erst vor wenigen Tagen unterzeichneten das BMWK und das britische Energieministerium eine Absichtserklärung zur Kooperation in grünen Strom- und Wasserstoffimporten. Auf regionaler Ebene gehört Hamburg zu den engsten Partnern Schottlands in den Themenfeldern Klimaschutz, Innovation und Import von grünem Wasserstoff. Zwischen dem EEHH-Cluster und dem Scottish Hydrogen and Fuel Cell Association besteht seit 2022 eine offizielle Partnerschaft.

Über Jingkai Shi

Profilbild zu: Jingkai Shi

Hamburg ist die Modellregion der Energiewende und deutsche Windhauptstadt mit Verbindungen in die ganze Welt. Die lokale Erneuerbare Energien-Branche ist damit ein zentraler Partner für die internationale Energiewirtschaft. Als Ansprechpartner für internationale Kooperation im Bereich Erneuerbare Energien betreue ich die Beziehung des EEHH-Clusters zu internationalen Branchenetzwerken, unterstütze die EEHH-Mitglieder bei ihren Auslandsaktivitäten und trage mit Social-Media-Aktivitäten zu einer stärkeren Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Hamburg auf der Weltbühne bei.

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