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Reallabor Westküste Interview mit Volker Malmen, Geschäftsführer Orsted Deutschland
Das Reallabor Westküste hat neben drei anderen Reallaboren in der Metropolregion Hamburg die Aufforderung erhalten, ein Vollantrag auf Förderung beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zu stellen. Im folgenden Interview erläutert Volker Malmen, Geschäftsführer von Orsted Deutschland, die Ziele des Projekts.
EEHH: Welches Hauptziel verfolgt das Reallabor Westküste? Und wie kam es zu der Initiative?
Volker Malmen: "Das Hauptziel des Reallabors Westküste ist, in Zukunft nachhaltiger zu fliegen, zu bauen und zu heizen. Wir und unsere Projektpartner verfolgen eine gemeinsame Vision: wir wollen zeigen, dass eine vollumfängliche Sektorenkopplung möglich ist. Von der Erzeugung von grünem Strom mit Offshore-Windkraft und Produktion von synthetischen Kohlenwasserstoffen bis zur Wärmenutzung. So wollen wir und unsere Partner einen aktiven Beitrag für die Energiewende leisten und die Dekarbonisierung vorantreiben. Das Projekt 'Westküste100' reiht sich in eine Reihe weitere geförderter Projekte der Initiative 'ENTREE100' ein, was von der Bundesregierung initiiert wurde. Dazu gehört unter anderem auch CAMPUS100, QUARREE100 und KEROSyN100. Wir (Ørsted) haben dann eine branchenübergreifende Partnerschaft mit EDF Deutschland, Holcim Deutschland, Open Grid Europe, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide und thyssenkrupp Industrial Solutions geschlossen. Gemeinsam mit der Entwicklungsagentur Region Heide und der Fachhochschule Westküste arbeiten wir alle zusammen an diesem Projekt. Das Reallabor Westküste 100 wird eines der Reallabore der Energiewende sein, dass den Technologie- und Innovationstransfer von der Forschung in die Praxis beschleunigen kann. Unter realen Bedingungen kann Wasserstoff hergestellt, verarbeitet und im industriellen Maßstab entwickelt und getestet werden.
Unsere Kollegen von Ørsted sind bereits sehr erfolgreich bei der Thematik Wasserstoff. In Großbritannien haben wir bereits ein Projekt gestartet und Fördergelder der Regierung dafür erhalten. Das ist bereits ein großer Erfolg, denn es handelt sich um eine sogenannte Machbarkeitsstudie, bei der über sechs Monate hinweg Wasserstoff in großen Mengen aus Offshore-Windkraft produziert werden kann. Es soll gezeigt werden, dass es möglich ist Energiesysteme zu dekarbonisieren. Das Projekt heißt 'Gigastack Hydrogen'. Im Fokus stehen dabei der Verkehrs- und Industriesektor und wir arbeiten auch dort mit einem Partner zusammen."
EEHH: Wie genau wird er überschüssige Offshore-Windstrom in Strom verwandelt? Gibt es dafür bereits Vorbilder in anderen Offshore-Parks?
Volker Malmen: "Nein, bisher gibt es dafür noch keine Vorbilder in anderen Offshore-Windparks in Deutschland. Auch hier sind wir Pionier und haben eine Vorreiterrolle. Das besondere am Projekt 'Westküste 100' ist, dass mit direkt produzierten Offshore-Windstrom Wasserstoff gewonnen werden wird. Und genau das ist auch unser Alleinstellungsmerkmal. Wir reden hier von der langfristigen Möglichkeit einen Offshore-Windpark ausschließlich für die Produktion von Wasserstoff zu planen und zu errichten. Der Offshore-Windpark wäre dann nicht mehr nur ein Stromlieferant im klassischen Sinn, dessen Strom durch den Netzbetreiber in das Stromnetz eingespeist wird, sondern Quelle für die großskalierte Produktion von grünem Wasserstoff.
Das Reallabor 'Westküste 100' stellt zunächst die Testsituation dar, um dann später die Produktion für die Industrie und deren Bedarfe zu skalieren, also im industriellen Maßstab aufzuziehen. Ein 30 MW Elektrolyseur, der aber auf 700 MW hochskaliert werden könnte. Dafür ist der Schlüssel die Offshore-Windkraft, um in großangelegtem Maß Wasserstoff zu produzieren. Keine andere erneuerbare Energiequelle liefert so zuverlässig große Mengen an grünem Strom für die Elektrolyse wie Offshore-Wind.
EEHH: Inwieweit könnte das Projekt auch zur Entwicklung umweltfreundlicher Flugkraftstoffe beitragen?
"Das ist ein Teil des Reallabor-Projekts. Nicht nur die Produktion von grünem Wasserstoff gehört zum Reallabor 'Westküste 100', sondern auch die Herstellung von synthetischem Kerosin und Benzin."