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Proaktiver Netzausbau für Energiewende Interview mit Kevin Meyer, Stromnetz Hamburg

Kevin Meyer, Stromnetz Hamburg, berichtet über Investitionen und Projekte für die Energiewende bei Stromnetz Hamburg.

Proaktiver Netzausbau für Energiewende
Stromnetz HH

EEHH: Welche Themen werden Sie auf der Konferenz „Energiesysteme der Zukunft“ behandeln?

Kevin Meyer: „Die Energiewende ist in den Städten angekommen. Aktuell erleben wir die Energiewende im urbanen Raum, die mit ganz anderen Herausforderungen verbunden ist als die Energiewende auf dem Land in den 2000er Jahren und den 2010er Jahren. In der Stadt bewegen wir uns in einem komplexen und dichten System, das behutsam umgebaut werden muss. Die Entwicklung rund um den Ukrainekrieg hat die Entwicklung in den Städten beschleunigt. Die Bundesnetzagentur und diverse Fraunhofer-Institute erstellen derzeit Regionalszenarien. Entscheidend ist der verstärkte Ausbau der Elektromobilität und der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen. In der Freien und Hansestadt Hamburg wird sich die Stromlast verdoppeln bzw. verdreifachen. Wir gehen in den kommenden Jahren von einer Last von 3.6 GW aus. Aufgrund dieser Entwicklung müssen wir als Stromnetz Hamburg das Netz verstärkt ausbauen und die Anzahl der Verknüpfungspunkte massiv erhöhen. Und dazu tauschen wir uns intensiv mit den Verteilnetzbetreibern aus.“

EEHH: Mithilfe von IT-Simulationen simulieren Netzbetreiber die Zukunft – wie läuft das genau ab?

Kevin Meyer: „Wir haben virtuell das Stromnetz über alle Gebäude Hamburgs gelegt und geprüft, wie welches Gebäude versorgt wird. So simulieren wir den Stromverbrauch und zeigen Veränderungen auf. Dabei fallen auch sozioökonomische Faktoren ins Gewicht. So erkennen wir, wo perspektivisch beispielsweise Wärmepumpen in Einzelhäusern eingebaut oder Ladesäulen für Elektroautos installiert werden müssen. Hier liefern die Untersuchungen der Fraunhofer Institute eine wertvolle Grundlage.“

EEHH: Welche weiteren Projekte werden Sie in nächster Zeit angehen?

Kevin Meyer: „Erstens müssen wir veraltete Kabelstrukturen erneuern. Das hat mit der Energiewende per se nichts zu tun. Zweitens werden wir unser Investitionsvolumen in den kommenden acht Jahren verdoppeln, um das Stromnetz den Anforderungen der Energiewende anzupassen. Dabei arbeiten wir sehr intensiv mit unseren Genehmigungsbehörden, den Behörden für Umwelt, Energie und Agrarwirtschaft und für Verkehr und Mobilitätswende zusammen.“

EEHH: Sie haben bekannt gegeben, dass Sie mit Gasnetz Hamburg fusionieren werden. Wie wird die Fusion ablaufen?

Kevin Meyer: „Ab dem 2. September 2024 tritt die Fusion mit Gasnetz rückwirkend zum 1. Januar in Kraft. Der eigentliche Fusionsprozess wird drei bis fünf Jahre benötigen. Wir verfolgen einen 1-zu-1-Ansatz, d.h. 95 % der beiden Unternehmen bleiben gleich. Aber natürlich werden wir darauf achten, Prozesse zu optimieren.“

EEHH: Fachkräftesicherung ist für alle Energieunternehmen heutzutage ein zentrales Thema. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Kevin Meyer: „Das Thema Fachkräfte spielt sowohl für Gasnetz Hamburg als auch für Stromnetz Hamburg eine entscheidende Rolle. Beide Untternehmen haben in kurzer Zeit eine sehr starke und attraktive Arbeitgebermarke aufgebaut. Diesen Weg möchten wir nach der Fusion selbstverständlich weitergehen.“

Vielen Dank für das interessante Interview!

Kevin Meyer spricht auch auf der EEHH-Konferenz "Energiesysteme der Zukunft" am 25. April 2024.

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von Astrid Dose