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Pionierarbeit in der Energieversorgung
Der Energieexperte der GLS Bank, Christian Marcks sieht grünen Wasserstoff als vielversprechenden Hebel innerhalb der Energiewende und stellt ein innovatives Projekt vor.
EEHH: Herr Marcks, Sie finanzieren seit über 20 Jahren Projekte für erneuerbare Energien und kennen den Markt durch und durch. Wird Deutschland 100 % Erneuerbare bis 2050 schaffen?
Christian Marcks: Die Technologien und Ressourcen sind ausreichend vorhanden, werden aber nicht richtig eingesetzt. Verzögerte Entscheidungen und genehmigungsrechtliche Hindernisse bremsen die Energiewende. Wenn die Politik weiter so träge agiert, werden auch die offiziell anvisierten 80 % Erneuerbaren bis 2050 schwerlich erreicht.
EEHH: Was wäre dafür nötig?
Christian Marcks: Die Einführung einer CO2-Abgabe mit echter Lenkungswirkung und Anreize für Flexibilisierung der Nachfrage, Sektorenkopplung und Speicherung. Grüner Wasserstoff kann da ein wichtiger Baustein sein.
EEHH: Die Bundesregierung will Deutschland „bei modernster Wasserstofftechnik zum Ausrüster der Welt“ machen. Welche Rolle kann Wasserstoff für die Energiewende spielen?
Christian Marcks: Wasserstoff kann einerseits zur Dekarbonisierung industrieller Prozesse, wie Stahl- oder Zementproduktion beitragen, andererseits als Speichermedium für erneuerbaren Strom dienen. Grüner Wasserstoff, hergestellt aus erneuerbaren Energien, ist ein echter Hebel für die Energiewende. Um hier ein frühes Zeichen zu setzen, finanziert die GLS Bank das aktuell größte Wasserstoffmobilitätsprojekt in Deutschland. In Nordfriesland entsteht ein Verbundvorhaben von 1,25 MW Gesamtleistung, das „e-Farm“ Verbundprojekt. Enthalten sind fünf Wasserstoffproduktions-standorte an verschiedenen Windparks. Zusätzlich werden zwei Wasserstoff-Tankstellen gebaut, die zwei Brennstoffzellen-Busse betanken werden. Die Busse werden in den regionalen Linienverkehr aufgenommen. 30 Brennstoffzellen-PKW gehören ebenfalls zum Verbund und bieten Bürgern mit Interesse an Wasserstoff-Fahrzeugen die Möglichkeit, diese anzuschaffen. Grüne Energie ist eines unserer Kernthemen. 1987 wurde das erste Windrad durch uns finanziert, auch da war Deutschland weit von politischen Rahmenbedingungen entfernt- heute sind wir immerhin bei 42 % erneuerbarem Anteil des Bruttostromverbrauchs und Windenergie hat sich als bedeutende erneuerbare Energiequelle etabliert. Im Segment Wasserstoff übernehmen wir gerne wieder eine Vorreiter-Rolle. Deshalb würden wir eine zügige Einigung im Hinblick auf die Wasserstoffstrategie begrüßen.
EEHH: Wie muss diese Strategie ausgestaltet sein, um zu wirken?
Christian Marcks: Zunächst sollte sie auf ausschließlich grünen Wasserstoff zielen. Dann muss einerseits die heimische Wasserstoffanwendung durch Anpassung der Rahmenbedingungen, insbesondere staatlich induzierter Strompreisbestandteile, ermöglicht werden. Um die langfristig erforderlichen Mengen zu erzeugen, werden andererseits Kooperationen mit überregionalen Partnern in Nachbarländern und darüber hinaus erforderlich.
Das würde der Energiewende einen entscheidenden Schub verleihen!
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