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Offener Dialog für ein neues "Normal" Interview mit Siemens-Gamesa-Covid-19-Task-Force-Leiter Oliver Wohllebe
Im folgenden Interview berichtet Siemens-Gamesa-Covid-19-Task-Force-Leiter Oliver Wohllebe, wie er zu der verantwortungssvollen Aufgabe und wie der Windturbinenhersteller das neue "Normal" lernt.
EEHH: „Seit wann liefen bei Siemens Gamesa Renewable Energy die Vorbereitungen auf die Corona-Maßnahmen?“
Oliver Wohllebe: „Wir bei Siemens Gamesa besaßen bereits vorher detaillierte Pläne und Prozesse für Krisenfälle. Aspekte wie Arbeitssicherheit oder mobiles Arbeiten waren auch vor Corona wichtige Themen für uns. In Deutschland haben wir die Entwicklung rund um COVID seit Februar intensiv verfolgt. Anfang März wurde die Diskussion intensiver und zum 9. März haben wir entschieden innerhalb von zwei Tagen die Büros, auch den Hauptsitz am Berliner Tor nahezu vollständig zu schließen. Da die IT sehr gut vorbereitet war, ging das innerhalb kürzester Zeit sehr reibungslos. Die Covid-19-Task-Force, der ich vorstehe, stimmt seither alle Maßnahmen sehr eng mit der Geschäftsleitung ab. Am Standort Hamburg arbeiten insgesamt 1.200 Menschen. Hinzu kommen rund 500 Kollegen, die im Service die Turbinen warten und die Belegschaft in Cuxhaven.“
EEHH: „Wie haben Sie die Task Force gebildet? Wer ist alles Bestandteil der Task Force?“
Oliver Wohllebe: „Zunächst ist zu sagen, dass wir bei Siemens Gamesa eine globale Task Force gebildet haben, die weltweit etwa klare Sicherheitsprotokolle und Hygieneregeln definiert und das Vorgehen abstimmt. Während der Hochphase der Corona-Pandemie in Europa haben wir zugleich gesehen, dass es landesspezifisch sehr unterschiedliche Anforderungen gibt und dass die Kollegen etwa in Italien und Spanien ganz anders betroffen waren als beispielsweise wir Deutschland. So sind dann auch lokale Task Forces entstanden.
In Deutschland umfasst die Task Force insgesamt 15 Personen. Im Kern sind es Kollegen von Health & Safety, Real Estate sowie HR und Kommunikation, die zusammen mit der Geschäftsführung und den einzelnen Geschäftseinheiten sowie dem Betriebsrat die Situation besprechen und unmittelbar Entscheidungen treffen. Das ist auf globaler Ebene sehr ähnlich.
Wichtig war, dass wir von vornherein offen für die Fragen und Sorgen der Kollegen waren. Jede und jeder durfte zu jeder Zeit jede Frage stellen. Etwa im Rahmen von Skype Sessions mit mehreren hundert Teilnehmern. Keine Frage wurde ausgelassen. Der offene Dialog hilft ungemein dabei, ein neues ‚Normal‘ zu lernen.
Parallel läuft in Deutschland derzeit auch die Integration von Senvion und Adwen. Auch hier stimmen wir uns eng über die Task Force ab und setzen Maßnahmen gemeinsam um. An den Rückmeldungen der Kollegen merkt man, dass bei den Mitarbeitern ein sehr deutliches ‚Wir-Gefühl‘ entstanden ist und ein großer Zusammenhalt.
EEHH: „Wie haben Sie die Produktionsprozesse auf die Corona-Pandemie abgestimmt?“
Oliver Wohllebe: „Wir haben Teams gesplittet und feste Kohorten gebildet. Zwischen den Gruppen dürfen keine Wechsel stattfinden und überall – ob im Büro, im Service oder der Fertigung, kommen Protokolle zum Einsatz, um etwa den Abstand und Hygiene zu wahren. Alle Prozesse müssen nachvollziehbar bleiben. Für die Teams unserer Offshore-Schiffe haben wir etwa sehr früh Corona-Tests eingeführt. Jeder wird vor dem Einsatz getestet, damit sich niemand an Bord infizieren kann.“
EEHH: „Wie läuft bei Siemens Gamesa Renewable Energy in Hamburg die Rückkehr zur ‚neuen‘ Normalität ab?“
Oliver Wohllebe: „Aktuell läuft die Wiedereröffnung des Büros in Hamburg. Seit dem 18. Mai sind rund 100 Mitarbeiter im Rahmen der ersten Phase auf freiwilliger Basis wieder ins Büro zurückgekommen. Auch hier arbeiten wir gesplitteten Teams und verschiedenen Zugängen, um Infektionen zu vermeiden.
Wir achten sehr stark auf soziale Aspekte, niemandem soll soweit möglich ein Nachteil entstehen.
Soweit es sich derzeit absehen lässt, rechnen wir damit, dass bis Ende des Jahres diese besondere Situation bestehen bleibt. Grundsätzlich sind wir aber sehr zuversichtlich, dass die Rückkehr in die Büros weiter reibungslos verläuft. Zudem stimmen wir uns täglich mit den Kollegen im Unternehmen weltweit aus, um voneinander zu lernen.“
EEHH: „Zum Abschluss: wie kommt man dazu, Leiter der COVID-19-Task-Force bei Siemens Gamesa Renewable Energy zu werden?“
Oliver Wohllebe: „Ursprünglich bin ich gelernter Chemie-Facharbeiter, habe anschließend Verfahrenstechnik studiert und noch einen MBA angeschlossen. Ich habe bei Siemens 23 Jahre im Bereich der Projektleitung/Sales und Engineering gearbeitet und war auch viel im Ausland eingesetzt. An komplexe Herausforderungen war ich gewöhnt. Für die Aufgabe des Covid-19-Task-Force-Leiters hatte sich ergeben, da ich derzeit an einem anderen Projekt am Standort beteiligt bin und somit einen guten Überblick über die Standorte und Situation in Deutschland für SGRE habe. Weiter reizen mich verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgaben. Das Wichtigste ist, jeden Tag aufs Neue flexibel zu sein.“
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