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Nachbericht zum Cross Cluster Event „Zukunftspotentiale von Wasserstoff in Hamburgs Industrieclustern“

Die Logistik Initiative Hamburg, Maritimes Cluster Norddeutschland, Erneuerbare Energien Hamburg, Hamburg Aviation und Hamburg Cruise Net veranstalteten am 6. Mai 2021 einen branchenübergreifenden Austausch über Herausforderungen und Erfolge beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Hamburg.

Nachbericht zum Cross Cluster Event „Zukunftspotentiale von Wasserstoff in Hamburgs Industrieclustern“
Wasserstofftankstelle in Hamburger Hafencity © Mediaserver Hamburg / Timo Sommer

Die Zusammenfassung

In den Hamburger Schlüsselbranchen Maritime Wirtschaft, Luftfahrt und Logistik sowie Schwerindustrie werden bereits vielfältige Wasserstoff-Projekte vorangetrieben, die zu deren Dekarbonisierung beitragen. Aus der Systemperspektive ist entscheidend, dass diese verschiedenen Ansätze ineinandergreifen und zusammenwirken können. Regulatorische Anpassungen von Seiten der Politik, die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Wasserstoffanwendungen und die Import-Frage bleiben erfolgsentscheidende Herausforderungen für die kommenden Jahre.

Wirtschaftssenator Michael Westhagemann ging in seinem Grußwort auf die Standortvorteile der Metropolregion Hamburg und der Clusterlandschaft ein: „In Hamburg haben wir viele Akteure, die eine Wasserstoffwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette hervorragend abbilden können, ergänzt um eine ausgeprägte Forschungslandschaft. Das neue Wasserstoffcluster wird den Aufbau begleiten. Mit den bisherigen Clustern haben wir bereits erstklassige Erfahrungen – sie machen den Standort zukunftsfest.“

 

Konkrete branchenbezogene Projekte

Dirk Graszt von Clean Logistics zeigte die aktuelle Situation und Perspektiven von „Wasserstoff im Straßengüterverkehr“ auf. Da es zu einer erheblichen Verzögerung von Neuentwicklungen gekommen sei, sei für sein Unternehmen der Bestandmarkt der neue Ansatzpunkt. In herkömmlichen Lkw werde der gesamte Antriebsstrang durch einen Brennstoffzellenantrieb in Kombination mit Batterien ersetzt. Dies biete ohne Nutzlastverlust gegenüber konventionellen Verbrennungsmotoren verschiedene Vorteile, insbesondere CO2-Neutralität bei perspektivisch gleicher Wirtschaftlichkeit. Um eine langfristige und umfassende Umstellung des Fernlastverkehrs zu erreichen, seien jedoch einige politische Weichenstellungen nötig, wie eine höhere CO2-Steuer, Mauterlass für CO2-neutrale Antriebe und geringere Herstellungskosten für Wasserstoff.

Dr. Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Innovation GmbH brachte in seinem Vortrag „Wasserstoffproduktion am Kraftwerk Moorburg“ über das Gemeinschaftsprojekt Hamburg Green Hydrogen Hub die Bestrebungen der Industrie zur Dekarbonisierung auf die Formel „Electric where possible, hydrogen where needed“. Durch die langfristigen Investitionszyklen der Chemie- und Stahlbranchen spiele Nachhaltigkeit dort eine besondere Rolle. Deutschlandweit gebe es keinen besseren Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff als Hamburg.

Matthias Wiese, Director Strategy & Innovation bei Siemens Energy Marine führte die „Zukunftspotentiale von Wasserstoff in maritimen Anwendungen“ aus, beispielsweise bei Fähren, Kreuzfahrtschiffen und Frachtschiffen. Bei der Auswahl des Antriebssystems spielten verschiedene Faktoren eine Rolle, unter anderem der Ort des Betankens und die Route. Seiner Meinung nach werde sich die Brennstoffzelle in der maritimen Anwendung durchsetzen. Da der Investitionszeitraum eines Frachtschiffes ca. 25 Jahre betrage, werde sich der Sektor langsamer wandeln.

Jan Eike Hardegen, Flughafen Hamburg GmbH, erläuterte die „Wasserstoff-Intralogistik am Flughafen Hamburg“. Um die im Rahmen von ACI Europe beschlossene vollständige Dekarbonisierung des Flughafens deutlich vor 2050 zu erreichen, werde sowohl beim Ground Support Equipment als auch bei der Dienstwagenflotte auf alternative Antriebe umgestellt. Außerdem strebten sie den Betrieb einer On-Site-Elektrolyse mit Abwärmenutzung an, um eigenen Wasserstoff herzustellen. Da Wasserstoff im Flugverkehr aufgrund der volumetrischen Energiedichte nicht genutzt werden kann, sollen dort alternative Kraftstoffe zum Einsatz kommen.

 

Regulatorik, Fachkräfte-Qualifizierung, Wirtschaftlichkeit – die wichtigsten Stellschrauben

Im finalen Expertentalk mit EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens wiesen die Diskutant*innen Elena Hof (Now GmbH), Jörg Spitzner (DACMa GmbH), Dr. Julian Jepsen (Helmholz Zentrum Geesthacht – Institut für Wasserstofftechnologie) und Katja Mau (Gasnetz Hamburg) auf die Hindernisse ein, die aktuell den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft behinderten. Im Mobilitätssektor gehe es vor allem um die Hochskalierung, so Elena Hof. Die technologische Machbarkeit sei nicht mehr die vordergründige Frage, sondern die Kostenreduktion. Laut Jörg Spitzner ist die Stellschraube Regulatorik maßgeblich. Julian Jepsen forderte eine verstärkte Qualifizierung von Fachkräften. Laut Katja Mau sind die wichtigsten Baustellen die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit zu anderen Brennstoffen. Für den Ausbau müsse zudem mehr grüner Strom produziert werden.

Alle Gesprächsteilnehmer waren sich einig über die Bedeutung der Importfrage. Die Einfuhr und Herkunft des Wasserstoffes sei eine europäische Fragestellung.

Die Diskussionsrunde stimmte darin überein, dass der Standort Hamburg gute Voraussetzungen habe, aber zwischen den Branchen sowie der Produzenten- und der Abnehmerseite noch erhöhter Koordinationsbedarf bestehe.

 

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Über Oliver Schenk

Profilbild zu: Oliver Schenk

Ich bin verantwortlich für den Bereich Marketing Wasserstoff und sorge dafür, dass die hiesigen Projekte und Formate in der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus wahrgenommen werden. Um dem vielversprechenden Energieträger zum Durchbruch zu verhelfen unterstütze ich die Wasserstoffwirtschaft mit redaktionellen Beiträgen, Netzwerkveranstaltungen, Videoproduktionen und vielem mehr.

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