Details
„Wir bilden den Kern der Wasserstoffwirtschaft in Hamburg“ Interview mit Christoph Cosler, Geschäftsführer der Hamburg Green Hydrogen Beteiligungsgesellschaft mbH
Im EEHH-Interview berichtet Christoph Cosler, Geschäftsführer der Hamburg Green Hydrogen Beteiligungsgesellschaft mbH, über das Projekt Hamburg Green Hydrogen Hub.
Seit seiner Ankündigung vor über drei Jahren wird die Großelektrolyse in Moorburg als eines der spannendsten bundesdeutschen Wasserstoffprojekte mit Spannung erwartet. Mit der Übergabe des Förderbescheids am 15. Juli werden die weiteren Schritte nun konkret.
EEHH: Was genau bezeichnet das Projekt Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH)?
Christoph Cosler: "Auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg wird zukünftig grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen produziert. Zusammen mit unserem Projektpartner Luxcara errichten wir dort einen 100 MW-Elektrolyseur. Der Standort im Herzen des Hamburger Hafens in unmittelbarer Nähe zu energieintensiven Unternehmen ist optimal geeignet für die Wasserstoffproduktion und die Verteilung. So wird Gasnetz auf dem Gelände auch eine Gasübernahmestation errichten. Der Netzanschluss ermöglicht nicht nur die Anbindung an das Verteilnetzprojekt HH-WIN der Gasnetz Hamburg, sondern langfristig auch den Anschluss an das European-Hydrogen-Backbone. Alle Akteure arbeiten eng zusammen, um das Gesamtprojekt, den Kern der Wasserstoffwirtschaft in Hamburg, erfolgreich zu verwirklichen. Damit der Elektrolyseur errichtet werden kann, durchlebt der Standort Moorburg gerade eine Transformation. Die Energiehub Moorburg, eine 100-prozentige Tochter der Hamburger Energiewerke, übernimmt den Rückbau des ehemaligen Kraftwerks und bereitet die Flächen für den Aufbau des Elektrolyseurs vor."
EEHH: Sie haben nun den Förderbescheid des Bundes erhalten. Wo stehen Sie aktuell und was sind die nächsten Schritte?
Christoph Cosler: "Der Weg zum Förderbescheid war lang und komplex, bedingt durch die Vorgaben der EU. Umso mehr freuen wir uns, dass wir die Förderzusage über 154,1 Millionen Euro im Juli erhalten haben. Dabei teilen sich Bund und Land die Fördersumme auf: Ein Drittel kommt von der Freien und Hansestadt Hamburg.
Mit der Förderzusage startet nun die konkrete Umsetzung! Das Projekt wird real – ein wichtiges Signal an die Hamburger Wirtschaft. Zur Frage, wo wir stehen: Wir werden zeitnah den Elektrolyseur bestellen. Parallel dazu werden alle weiteren Ingenieurs- und Bauleistungen ausgeschrieben. Bis zum Jahresende sollen sämtliche Bestellungen abgeschlossen sein. Die Anträge auf die notwendigen Bau- und Betriebsgenehmigungen werden ebenfalls demnächst eingereicht. Seit dem vergangenen Jahr ist der Rückbau bereits in vollem Gange."
EEHH: Welche Teilaspekte beinhaltet der Umbau eines Kohlekraftwerks zu einer Wasserstoffproduktion?
Christoph Cosler: "Ganz allgemein gesprochen: Wir brauchen Platz. Das bedeutet, dass ein Großteil der Anlagenkomponenten zurückgebaut werden muss. Der Rückbau liegt in der Verantwortung des Energie Hubs Moorburg, einer 100-prozentigen Tochter der Hamburger Energiewerke. Der Umbau des ehemaligen Kohlekraftwerks läuft in zwei Phasen: In der ersten Phase schaffen wir Platz für den 100-MW-Elektrolyseur, die Gasnetzübergabestation und die Trailerverladestation. Während der zweiten Phase werden weitere Flächen für eine mögliche Skalierung der Anlage geräumt. Der Rückbau ist sehr komplex, da Teile der Infrastruktur unter den Gebäuden erhalten bleiben und weiterhin genutzt werden sollen. Für den künftigen Betrieb bleibt beispielsweise die Wassersaufbereitungsanlage bestehen. Sie liefert eine sehr gute Wasserqualität, die wir für die zukünftig Elektrolyse benötigen. Der Netzanschluss bleibt ebenfalls erhalten, wird aber umgebaut."
EEHH: Welche Anlagenteile des Kraftwerks können weiterverwendet werden?
Christoph Cosler: "Neben dem erwähnten Netzanschluss sowie Teilen der Schaltanlagen und der Wasseraufbereitungsanlage, kann ein Großteil der unterirdischen Infrastruktur, wie bspw. der Infrastrukturtunnel und Kabelwege weiter genutzt werden. Das Verwaltungsgebäude, die Kantine und das Informationszentrum bleiben ebenfalls erhalten. Zudem verfügt das Areal über eine Werkstatt mit Lagerhalle sowie einem nutzbaren Gebäude zur Grundstücks- und Werksicherung. Auch die Kaikante und der Hochwasserschutz bleiben bestehen. Bei unseren Überlegungen zur Nachnutzung, hatte der Nachhaltigkeitsgedanke stets höchste Priorität."
EEHH: Können Sie die Rollenverteilung zwischen Hamburger Energiewerken, Luxcara, dem Hamburg Green Hydrogen Hub und der Energy Hub Moorburg GmbH erklären?
Christoph Cosler: "Die Energiehub Moorburg GmbH (EHM) ist eine hundertprozentige Tochter der Hamburger Energiewerke. Sie ist Grundstückseigentümerin sowie Besitzerin der bestehenden Anlage und ist für den Rückbau zuständig. Künftig wird der Betrieb der Wasseraufbereitungsanlage und des Netzanschlusses in der Verantwortung der EHM liegen. Der Energie Hub Moorburg ist wie ein Industrieparkbetreiber zu sehen, der die Flächen, die Infrastruktur und Dienstleistungen für die Projekte zur Verfügung stellt. Der Hamburg Green Hydrogen Hub stellt das Konsortium von Luxcara und den Hamburger Energiewerken dar. Dieses Konsortium wird am Standort einen 100-MW-Elektrolyseur inklusive Trailerverladestation aufbauen und betreiben. Zudem ist die Gesellschaft für die Strombeschaffung für den Eigenbedarf und die Vermarktung des Wasserstoffes zuständig."
EEHH: Wann wird der HGHH in den Vollbetrieb gehen? Wieviel Wasserstoff wird dann voraussichtlich produziert?
Christoph Cosler: "Wir werden voraussichtlich 2027 mit dem kommerziellen Betrieb des Elektrolyseurs starten. Dieser soll jährlich rund 10.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren."
EEHH: Bestehen weitere Möglichkeiten zur Verteilung des Wasserstoffs außerhalb von HH-WIN?
Christoph Cosler: "HH-WIN ist der direkte Anschlusspunkt, um die Hamburger Unternehmen zu erreichen. Ab Anfang 2027 soll der Kundenstamm wachsen. Am Standort Moorburg entsteht zudem ein Koppelpunkt für das deutsche Wasserstoff-Kernnetz und dadurch auch für den European-Hydrogen-Backbone. Dies wird über die Jahre weiterwachsen und weitere Kunden in Deutschland und später auch in ganz Europa ansprechen. Für das erste Projekt ist es entscheidend, ein breites Spektrum an potentiellen Kunden zu haben, um den Absatz zu sichern. Neben HH-WIN und dem Kernnetz ist die dritte Abnahmeoption die Traileranbindung per LKW. Dies dient hauptsächlich dem lokalen Absatz, zum Beispiel für Wasserstofftankstellen und kleinere Industrie- und Gewerbeeinheiten, die nicht an das Netz angeschlossen sind."
EEHH: Woher beziehen Sie den Strom für die Elektrolyse und wie planen Sie eine möglichst große Anlagenauslastung (Volllaststunden) bei der Elektrolyse zu erreichen?
Christoph Cosler: "Mit Luxcara haben wir einen Partner im Konsortium, der europaweit Assets für Erneuerbare Energien besitzt und damit über ausreichend Möglichkeiten verfügt, den benötigten grünen Strom zu beschaffen. Darüber hinaus verfügt Luxcara über umfangreiche Erfahrungen im Bereich langfristiger Stromabnahmeverträge, sogenannte Power Purchase Agreements."
EEHH: Wie können Unternehmen mit Ihnen in Kontakt treten, wenn sie Wasserstoff abnehmen wollen?
Christoph Cosler: "Grundsätzlich wird transparent und diskriminierungsfrei an jeden vermarktet, der Wasserstoff beziehen möchte. Wer Interesse hat, kann gerne über unsere Webseite www.hghh.eu Kontakt zu uns aufnehmen."
EEHH: Wie sehen die Skalierungspläne aus? Die Zahl 800 Megawatt steht im Raum für wann ist das angedacht und ist da immer noch Luft nach oben?
Christoph Cosler: "Die Skalierung kann bautechnisch erst umgesetzt werden, wenn das zweite Modul zurückgebaut ist. Das Interesse an der Skalierung ist auf allen Seiten groß."