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Mit Batterien Schwankungen im Strommarkt finanziell nutzen Interview mit Amani Joas, Gründer von FlexPower
Im Gespräch erläutert CFlex-Gründer Amani Joas, wie sie die Mechanismen des Strommarktes für ihre neuen Batteriespeicherprodukte optimal nutzen.

EEHH: Wie funktioniert der Stromhandel? Welche Mechanismen greifen dort?
Amani Joas: "Auf dem Day-Ahead-Market wird der Strom stundenweise verkauft. FlexPower erwirbt seinen Strom zur günstigsten Stunde und lädt damit seine Speicher auf, beispielsweise während der Mittagszeit. Der Speicher wird wiederum genutzt, wenn es dunkel ist und wenig erneuerbarer Strom zur Verfügung steht, in den Abendstunden. Die Intraday-Auktionen funktionieren ähnlich, aber erzeugen noch volatilere Preise. Hier wird der Strom Viertelstundeweise gehandelt, und durch die starken Preisschwankungen sind die Margen deutlich höher als beim Day-Ahead-Market. Nach der Viertelstundenauktionen findet der kontinuierliche Intraday Handel statt. Dort ist die Volatilität von Preisen dann am höchsten und automatisierte Algorithmen optimieren in Echtzeit die Fahrweise der Batterie. Wir veröffentlichen auch den FlexIndex , der die Erlösmöglichkeiten für Batteriespeicher aufzeigt.
Ich selbst war seit 2013 im Erneuerbare-Energien-Bereich tätig und habe Speicher früh als lohnendes Businessmodell erkannt. Im Grunde genommen handelt es sich bei Speichern aktuell um Container mit neuen Modulen oder auch sogenannten Second-Life Batterien zum Beispiel aus Elektroautos. Die Technologie ist also relativ schlicht und benötigt keine Förderung. Wir setzen auf die Mechanismen des freien Marktes."
EEHH: Warum ist die Entwicklung von Batteriespeichern dringend notwendig?
Amani Joas: "Aktuell werden in Deutschland 50 % Strom aus erneuerbaren Quellen produziert; der Stromverbrauch liegt bei 600 TWh. Schon jetzt gehen Expert*innen aber davon aus, dass die Stromnachfrage in kurzer Zeit auf 1.000 TWh steigen wird, d.h. ein starker Ausbau an erneuerbaren Kapazitäten ist dringend notwendig. Aufgrund der Volatilität des erneuerbaren Stroms ist häufig mehr Strom vorhanden als nötig – er wird abgeregelt. Um dies künftig zu vermeiden, müssen Speicherkapazitäten ausgebaut werden – bis 2030 auf 30 Gigawatt. Aktuell existieren lediglich 1,5 Gigawatt."
EEHH: Welche besonderen Produkte habt ihr entwickelt?
Amani Joas: "In der alten Energiewelt herrschte bei den Banken sprich den Investoren eine große Sicherheit. Standorte und Bedingungen waren bekannt, Preise garantiert. In der neuen Energiewelt sieht es bekanntermaßen anders aus. Investoren setzen sich Preisrisken auf einem stark volatilen Markt aus und erhalten keine staatliche Förderung. Außerdem existiert die Situation, dass Stromabnehmer Volatilität fürchten, während die neuen Investoren in Batteriespeicher, in der Regel Private-Equity-Fonds, aber von der Volatilität profitieren. Da kommen wir als FlexPower ins Spiel. Wir haben auf PowerMatch den sogenannten FlexHL entwickelt. Dieser erlaubt Investoren von Batteriespeichern, sich gegen fallende Volatilität abzusichern, während Stromabnehmer sich gegen steigende Volatilität 'Hedgen' können."
EEHH: Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Amani Joas: "In Großbritannien gibt es einen wesentlich liberaleren Strommarkt mit weniger Regulatorik. Aufgrund der Insellage existiert dort ein größerer Bedarf nach Speichern. Vor allem für sogenannte Systemdienstleistungen. Beispielsweise entwickelt BayWar r.e. das aktuell größte Energiespeichersystem im Nordosten Englands in Stockton-on-Tees. Die Anlage verfügt über eine Speicherkapazität von 171 MWh und soll die Netzstabilität verbessern sowie das lokale Stromnetz flexibilisieren. Neben Großbritannien verfügen auch die Niederlande über ein solides Maß an Batteriespeichern. RWE wird im dortigen Eemshaven einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 41 Megawattstunden errichten."
Vielen Dank für das spannende Interview und viel Erfolg!