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Marokko – Schlüsselland für die Energiewende? Erneuerbare Energien und Wasserstoff in Marokko

So wie sich grüner Wasserstoff aus Wind- und Solarenergie als künftiges Schlüsselelement der Energiewende abzeichnet, könnte Marokko wichtiger Standort für diese Technologien sein.

Marokko – Schlüsselland für die Energiewende?
Windenergieanlagen in Marokko (Siemens AG)

Die geographische Lage in unmittelbarer Nähe zu Europa, die hohe Sonneneinstrahlung und das große Potential für Windenergie an Land sowie auf See sind Faktoren, die Marokko zu einem attraktiven Standort für erneuerbare Energien machen. Hinzu kommt, dass in Marokko stabile politische Rahmenbedingungen vorliegen, ambitionierte energiepolitische Ziele gesteckt wurden und zunehmend gut ausgebildete Fachkräfte verfügbar sind.

Strom aus der Wüste

Marokko spielte bereits in den ersten Plänen des Projekts Desertec, das grünen Strom aus den sonnenreichen Wüsten der MENA-Region nach Europa bringen wollte, eine tragende Rolle. Nach dem Scheitern des ersten neokolonialistischen sowie eines weiteren Versuch auf Augenhöhe ist man mittlerweile bei Desertec 3.0 angelangt. Diesmal soll in Nordafrika und insbesondere Marokko Wasserstoff aus grünem Strom produziert und nach Europa exportiert werden. Das Szenario von Desertec 3.0 erfordert enorme Leistungskapazitäten der Erneuerbaren in Nordafrika, die bisher in weiter Ferne liegen. Zudem haben die einzelnen europäischen Staaten den Aufbau eigener, großangelegter Erzeugungskapazitäten für Wasserstoff angekündigt und stehen hier vor weitaus geringeren Transportherausforderungen.

Führungsrolle im Bereich erneuerbare Energien

Projekte wie der riesige Solarenergie-Komplex in Quarzazate, der aus drei solarthermischen Kraftwerken mit einer Gesamtleistung von 580 MW besteht, oder der marokkanische Solarplan „Noor“, der Wärmespeicher für eine ganztägige erneuerbare Energieversorgung vorsieht, zeigen die Entschlossenheit Marokkos, eine Führungsrolle im Bereich erneuerbare Energien in Afrika einzunehmen. Nach Südafrika (2.085 MW) und Ägypten (1452 MW) verfügt Marokko in 2019 mit 1.200 MW über die drittgrößte installierte Windenergiekapazität innerhalb Afrikas. Um Marokkos Ziel eines Ökostromanteils von über 50 Prozent bis 2030 zu erreichen sollen im kommenden Jahrzehnt u.a. Solaranlagen mit Kapazitäten von 4.560 MW und Windanlagen mit 4.200 MW errichtet werden. Mit der ersten afrikanischen Produktionsstätte für Rotorblätter nahe der Hafenstadt Tangier im Norden Marokkos hat sich der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa bereits in eine gute Position gebracht, um die Windenergiemärkte in Afrika, der Mittelmeerregion und dem Mittleren Osten zu bedienen.

Marokko und Deutschland

Dass erneuerbare Energien und die Wasserstoffproduktion nicht nur die Abhängigkeit Marokkos von Öl- und Gasimporten aus dem Ausland verringern, sondern auch eine große Chance für das Land sind, haben das marokkanische Königshaus und der marokkanische Energieminister Aziz Rabbah frühzeitig erkannt. Und auch die Bundesregierung hat registriert, dass Marokko ein wichtiger und verlässlicher Partner ist. So ist die Botschafterin des Königreichs Marokko in Deutschland, Zohour Alaoui, zur Veröffentlichung der Nationalen Wasserstoffstrategie in Berlin geladen gewesen. Dort hat Sie gemeinsam mit dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, eine Absichtserklärung für eine deutsch-marokkanische Wasserstoffinitiative unterzeichnet, die die Entwicklung und Förderung des Power-to-X-Sektors in Marokko unterstützen soll. „Gemeinsam mit Marokko entwickeln wir jetzt die erste industrielle Anlage für „Grünen Wasserstoff“ in Afrika.“, so Gerd Müller. Gut möglich also, dass sich Marokko als ein Schlüsselland für die Energiewende etablieren kann.

Das Cluster für Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) beobachtet die Entwicklungen in Marokko und steht seinen Mitgliedern und allen weiteren Interessenten gerne für einen Austausch zur Verfügung.

Über Tom Mikus

Profilbild zu: Tom Mikus

Seit 2019 arbeite ich als Projektmanager International für das Erneuerbare Energien Hamburg Cluster und widme mich dem Austausch zu erneuerbaren Energien über die Grenzen Deutschlands hinweg. Hier berichte ich über die aktuellen Entwicklungen und Aktivitäten des Clusters und Erneuerbare-Energien-Standorts Hamburg auf internationaler Ebene.

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