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Karriere bei den Erneuerbaren - Tipps für Arbeitsuchende und Unternehmen Interview mit Susanne Peller, Agentur für Arbeit
Der Fachkräftemangel hat alle Branchen erfasst – insbesondere die Unternehmen der Erneuerbaren Energien als Wachstumsbranche suchen händeringend Personal. Um sie zu unterstützen, hat die Agentur für Arbeit eine Reihe von Maßnahmen angestoßen. Susanne Peller gibt dazu einen Überblick.
Moin Frau Peller, welche Rolle spielt bei Ihnen die Erneuerbare Energien-Branche in der Agentur für Arbeit?
In jedem Fall eine wichtige Rolle. Insgesamt arbeiten wir jetzt noch branchenorientierter als früher. Aus den Unternehmen bekommen wir vielfältige Ansprüche ans Personal zu hören. Die Erneuerbaren sind eine schnelllebige Branche mit zugleich großem Querschnitt zu anderen Branchen, wie der Immobilienwirtschaft. Wir nehmen das große Interesse auf Arbeitnehmerseite als auch bei den neuen Anforderungsprofilen auf der Arbeitgeberseite wahr. Deshalb belegen unsere Kolleginnen und Kollegen zunehmend Schulungen zu „Green Jobs“. Aber auch intern spielt das Thema eine Rolle. So haben wir zum Beispiel ein Green-Team innerhalb der Agentur, dessen Aufgabe es ist, unsere eigenen Mitarbeitenden für das Thema Nachhaltigkeit zu begeistern.
Wird das Betätigungsfeld Erneuerbare oder Energiewende aktiv von Arbeitsuchenden nachgefragt?
Ja, es ist zunehmend ein Thema bei den Kundinnen und Kunden. Die Selbsterfüllung bei der Arbeit beziehungsweise die Sinnfrage muss bei so einem wichtigen gesamtgesellschaftlichen Thema nicht erklärt werden.
Welchen Draht haben Sie zu den Unternehmen, um bei der Vermittlung auf deren Bedarfe einzugehen?
Wir stehen in engem Austausch über unseren Außendienst, um ein Verständnis für die Anforderungen und Jobprofilen in den Unternehmen zu bekommen. Ein kleiner Aufruf an der Stelle: Arbeitgeber dürfen gerne aktiv auf die Agentur für Arbeit bzw. den Arbeitgeber-Service Hamburg zugehen, wenn besondere Jobprofile gefordert werden. Aber auch die Beschäftigtenqualifizierung ist ein wichtiges Thema, um Mitarbeitende für die Zukunft fit zu machen. Wir bieten uns selbst als Sparringspartner an, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Ausbildungsberufe.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Zum einen bieten wir konkrete Vermittlungsformate für die Branchen an, wie jetzt die "Jobmesse erneuerbare Energien" an und zum anderen beraten wir Arbeitgeber:innen zu den Möglichkeiten der Qualifizierungen ihrer Mitarbeitenden und Fördermöglichkeiten bei der Einstellung neuen Personals..
Was können Arbeitgeber heute aktiv tun, um über den „Sympathievorschuss“ für Ihre Branche hinaus Mitarbeiter anzulocken und zu binden?
Wir haben seit einigen Jahren einen Arbeitnehmermarkt, so dass sich die Arbeitgeber positiv und attraktiv von anderen Unternehmen abheben müssen. Das gilt hinsichtlich der Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeitenden, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bis hin zu wertschätzender Unternehmenskultur. Neben guten Arbeitsbedingungen können Benefits wie Lademöglichkeit für Elektromobilität begeistern.
Welche Services bieten Sie für Arbeitsuchende an?
Arbeitssuchende werden bei Bedarf auf ihrem Weg in eine Erwerbstätigkeit umfassend beraten und begleitet. Auch welche Fördermöglichkeiten unterstützend eingesetzt werden könnten, wird geprüft. Zudem gibt es verschiedene Informationsmöglichkeiten, wie unsere Internetseite berufe.net. Dort können sich Interessierte über die Branchen und Berufsbilder sachkundig machen. Zusätzlich ist unser Berufsinformationszentrum für alle Menschen offen, nicht nur für Schulklassen. Wir als Arbeitgeber-Service Hamburg bieten regelmäßig Arbeitsuchenden und Arbeitgebern mit Veranstaltungen und Messen Plattformen, sich unkompliziert persönlich kennen zu lernen. Neben den vielfältigen persönlichen Beratungsangeboten werden viele unserer Dienstleistungen auch online angeboten. Einfach mal auf unserer Internetseite www.arbeitsagentur.de vorbeischauen.
Gibt es eine Jobmarktübersicht oder Prognose für den Bereich erneuerbare Energien/Wasserstoff?
Das ist der sprichwörtliche Blick in die Glaskugel, aber die Entwicklung geht in Richtung einer Zunahme. Dem Fachkräftebedarf begegnen wir, indem wir die Attraktivität des Standortes mit der Begeisterung für die Themen kombinieren.
Haben Sie noch ein paar generelle Ratschläge für Leute, die mit dieser Branche liebäugeln oder schon dort suchen?
Es ist gut, sich vorab mit der Branche auseinanderzusetzen und solche Formate wie oben beschrieben zu nutzen. Die gute Nachricht für die „Überzeugungstäter“ ohne fachliche Qualifikation: Die Arbeitgeber rücken zunehmend ab von klassischen Bewerbungsverfahren, Zeugnisse sind heutzutage nicht mehr alleine ausschlaggebend, das menschliche Matching ist wichtiger geworden. Learning bei doing wird wichtiger als die Vorqualifikation – maßgeblicher ist die persönliche Motivation.
Am 10. Oktober findet eine gemeinsame Jobbörse mit EEHH im meerBIZ statt. Können Sie kurz erklären, wie das meerBIZ entstanden ist und was die Besucher dort erwartet?
Es ist seit 2019 unser eigenes Veranstaltungszentrum und durch die Nähe zum Hamburger Hauptbahnhof gut zu erreichen. Neben der 1. Etage mit den Berufsinformationen und PCs zum Verfassen von Bewerbungsunterlagen bieten wir in der 2. Etage eine flexible Plattform für Veranstaltungen. Die werden für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmenden sowie Arbeitsuchenden immer wichtiger, um hier einen vor allem persönlichen Austausch zwischen beiden Marktseiten zu erreichen. Bei der Jobbörse mit EEHH haben Interessierte die Möglichkeit, direkt mit lokalen Unternehmen in Kontakt zu kommen und sich zudem breiter zu informieren. Es ist kostenfrei und eine Anmeldung ist nicht notwendig, kommen Sie einfach vorbei.
Vielen Dank für das Gespräch und bis zum 10.10.23!