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Innovative Potenziale für Hamburger Wirtschaft Vielfältige Angebote der Hamburger Kreativgesellschaft
Raffaela Seitz, Hamburger Kreativgesellschaft berichtet im Interview über die vielen Angebote ihres Clusters.
EEHH: Was ist das Ziel des Cross Innovation Hub der Hamburg Kreativ Gesellschaft?
Raffaela Seitz: Unser Auftrag beim Cross Innovation Hub ist, das innovative Potential der Hamburger Kreativszene für andere Wirtschaftszweige zu nutzen und Unternehmen damit wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen. Wir gestalten dabei Innovationsprozesse für Unternehmen aller Branchen und Größen zusammen mit den kreativsten Köpfen Hamburgs. Gemeinsam entwickeln wir Ideen, die so noch nicht gedacht wurden und bringen Innovationen in Gang bis hin zur Marktreife. So etwas entsteht selten hinter verschlossenen Unternehmenstüren. Wir sind dabei Pionier*innen für offene Innovationsprozesse – seit dem Start des Projekts 2016 haben bereits über 200 Unternehmen mit uns zusammengearbeitet, darunter auch Unternehmen aus der Energiewirtschaft, wie z. B. Hamburg Wasser & Stromnetz Hamburg. (Link zum Case)
EEHH: Welche Formate bietet der Cross Innovation Hub konkret an?
Raffaela Seitz: "In über sechs Jahren Erfahrung mit Cross Innovation haben wir mehrere Programme mit verschiedenen Zielstellungen entwickelt. Unser Flagship-Format im Bereich Produkt-, Prozess- und Serviceinnovationen in der Frühphase ist das Cross Innovation Lab. Themenschwerpunkt beim Lab ist aktuell Nachhaltigkeit und Zirkularität – für nahezu jedes Unternehmen von großer Relevanz, beispielsweise in Form von klimafreundlicheren Lieferketten, Herstellungsprozessen und kreislauffähigen Materialien. Der Luftfahrt-Case 'FAIRcraft' – das Konzept einer kreislauffähigen Flugzeugkabine, das gemeinsam mit mehreren Luftfahrtunternehmen entwickelt wurde – fand z. B. 2021 im Lab seinen Ursprung. CompriseTec und BFGF Design Studio konnten im Nachgang Fördergelder der Hamburgischen Investitions- und Förderbank aktivieren, um ein Mock-up bis Frühjahr 2024 zu realisieren. (Link hierzu)
Ein anderes Format ist Attack your Business im Bereich der Geschäftsmodellinnovationen. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Geschäftsmodells ist von 67 Jahren auf zehn bis 15 Jahren gesunken. Investitionen in Innovation sind also längst kein Luxus mehr, sondern ein Überlebensfaktor für Unternehmen. Bei Attack your Business ist der Name Programm: In einem recht kurzen, aber intensiven Prozess wird das Geschäftsmodell zusammen mit ausgewählten Kreativen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt und neue Business-Lösungen erarbeitet.
Ein weiteres spannendes Format ist die Cross Innovation Class. Dort treffen Studierende aus unterschiedlichen Fachbereichen auf Unternehmen und entwickeln in gemischten Teams ein Semester lang innovative Prototypen. Die Unternehmen bekommen externe Projektsteuerung durch uns und arbeiten exklusiv mit potentiellen Nachwuchskräften zusammen. Die Studierenden sammeln wertvolle Praxiserfahrung. Win-win für alle."
EEHH: Müssen die Unternehmen an den Standardformaten teilnehmen?
Raffaela Seitz: "Nein. Neben standardisierten Formaten bieten wir auch individuell zugeschnittene Angebote an. Je nach Zielstellung und Herausforderungen des Unternehmens konzipieren wir ein Programm gemäß den Bedürfnissen und bringen es mit den besten Talenten aus unserem Kreativ-Pool zusammen."
EEHH: Was für ein Feedback bekommt ihr von den teilnehmenden Unternehmen?
Raffaela Seitz: "Die meisten Unternehmen, die mit uns gearbeitet haben, sind vor allem von der interdisziplinären Zusammenarbeit mit professionellen Kreativen begeistert. Also das Rauskommen aus der Branchen-Bubble, was strukturell und zeitlich so nicht mal eben möglich ist. Aber auch die Methoden, die wir wissenschaftlich fundiert entwickeln, und die Entwicklungsprozesse, die wir professionell begleiten, werden geschätzt. Felix Bäuerle beispielsweise, Sustainability Manager Product Innovation bei Beiersdorf, hat 2021 bei Attack your Business teilgenommen. Aus seiner Sicht war es ‚der wahrscheinlich konzeptionell beste Workshop‘, an dem er bisher teilgenommen hat. Das hören wir natürlich gern:)."
EEHH: Zum Abschluss: was ist deiner Meinung nach das Besondere an Kreativen?
Raffaela Seitz: "Kreative sind mit Krisen, Unsicherheit und Disruption vertraut, das heißt mit großen Transformationsprozessen. Sie zeigen ein hohes Maß an Ideenflüssigkeit und Originalität, sind Meister*innen der Rekombination und interdisziplinären Wissenssynthese. Kreative schauen gern über den Tellerrand, haben eine große Vorstellungskraft und sind auch mal unbequem – aber dabei immer empathisch. Diese Kompetenzen sollten alle Branchen unbedingt nutzen."
Vielen Dank für das Interview!
Hier ist der Link zur Publikation Cross now! mit Hintergründen und vielen Cases sowie der Link zur Website des Cross Innovation Hub.