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HySupply – Bauzeichnung für eine australisch-deutsche Wasserstoffbrücke

Australien und Deutschland wollen zentrale Akteure in der globalen Wasserstoffwirtschaft sein. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe kann für beide Seiten zum entscheidenden Vorteil werden. Das gemeinsame Projekt HySupply von acatech, BDI und der UNSW Sydney untersucht, wie das gelingen kann.

 

HySupply – Bauzeichnung für eine australisch-deutsche Wasserstoffbrücke
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Für die nächste Phase der Energiewende werden neben grünem Strom vor allem grüne Moleküle, also erneuerbarer Wasserstoff und seine Derivate, eine Schlüsselrolle spielen. Der Bedarf ist enorm, können sie doch überall dort zum Einsatz kommen, wo heute fossile Kohlenwasserstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle genutzt werden. Unklar ist, wo die benötigten Mengen herkommen sollen. Viele Länder bringen sich schon heute als potenzielle Lieferanten in Stellung und wollen neue Märkte erschließen. In Deutschland wird noch diskutiert, in welchem Umfang Importe notwendig sein werden und welchen Beitrag die heimische Produktion leisten kann. Beides schließt sich nicht aus, denn wenn Deutschland seine Klimaziele ernst nimmt, werden wir beides brauchen: Die eigene Herstellung, aber auch den Import von erneuerbarem Wasserstoff.

Um neue Importbeziehungen zu knüpfen, müssen Brücken gebaut und starke Partnerschaften etabliert werden. Bei der Auswahl der Partner springen unsere europäischen Nachbarn sofort ins Auge. Erneuerbarer Wasserstoff kann das europäische Gemeinschaftsprojekt werden. Aber auch eher traditionelle Energielieferanten wie Marokko, Russland und Saudi-Arabien positionieren sich, um ihre fossilen Geschäftsmodelle teilweise umzustellen. Diese Entwicklungen sind gut und wichtig, werden aber für den prognostizierten Bedarf sehr wahrscheinlich nicht ausreichen. Hier kann eine australisch-deutsche Wasserstoffpartnerschaft ergänzend ins Spiel kommen. Beide Länder sind natürliche Handelspartner und unterhalten seit vielen Jahren vertrauensvolle Beziehungen.

Australien ist aber noch nicht als Vorreiter der Energiewende bekannt. Das Land nutzt viel Kohle für die eigene Stromerzeugung und exportiert in großem Umfang Flüssigerdgas und Braunkohle – auch nach Deutschland. Aber: weltweit gibt es dort pro Kopf inzwischen die meisten Solaranlagen – Tendenz steigend. Mit dem immensen Potenzial für erneuerbare Energien kann Australien eine Schlüsselrolle in der klimaneutralen Zukunft einnehmen und wahrscheinlich bald mehr saubere Energie produzieren, als es selbst brauchen wird. China, Korea und insbesondere Japan haben das bereits erkannt und investieren stark in Australien. Erste Verträge sind unterzeichnet, Pilot- und Demonstrationsanlagen sind in Betrieb. Der Vorteil von Australien gegenüber anderen Lieferanten: Das Land ist erprobter Energieexporteur, finanzstark, politisch stabil und ambitioniert. Was fehlt sind Kenntnisse im Maschinen- und Anlagenbau für Wasserstofftechnologien. Genau hier könnte die deutsche Industrie ansetzen und somit echte Win-Win-Situationen schaffen.

Über den Autor

Profilbild zu: Christoph Stemmler

Christoph Stemmler ist Wissenschaftlicher Referent bei acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und koordiniert mit zwei Kolleg:innen von acatech und BDI das Projekt HySupply für Deutschland. Er studierte Environmental Policy and Planning an der Technischen Universität Berlin und an der Freien Universität Berlin. Bei acatech befasst er sich insbesondere mit dem Thema Wasserstoff.

Seit letztem Dezember ist Deutschland mit dem Projekt HySupply endlich auch im Wettbewerb. HySupply will die Bauzeichnung für die zukünftige deutsch-australische Wasserstoffbrücke liefern. Dafür wird unter anderem untersucht, wie die Sonne Australiens möglichst effizient nach Deutschland transportiert werden kann. Für die Umsetzung braucht es neben Plänen, Studien und Präsentationen aber auch den engen Dialog zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik auf Augenhöhe. Mit Australien haben wir einen einzigartigen Partner, der in den Startlöchern steht, der erste grüne, globale Energieriese zu werden.

Mehr Informationen zum Projekt HySupply auf den Projektseiten von acatech, BDI und der UNSW.

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