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Hamburg vertieft erneuerbare Kooperation mit Nordamerika „From Hamburg to the world“ – Delegationsreise der Hamburger Energiewirtschaft in die USA und nach Kanada

Die USA und Kanada haben ehrgeizige Ausbauziele und Strategien zur Förderung erneuerbarer Energien, Wasserstoff und innovativer Transformationstechnologien. Für Deutschland/Hamburg sind beide Länder hinsichtlich der Energiesicherheit und der globalen Energiewende verlässliche und wichtige Partner.

Hamburg vertieft erneuerbare Kooperation mit Nordamerika
Hamburger Delegation vor United States Capitol, Foto: BWI

Unter der Leitung von Hamburgs Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonard reiste Mitte Oktober eine Delegation der Hamburger Energiewirtschaft nach Nordamerika (USA, Kanada). Insgesamt beteiligten sich rund 20 Unternehmen entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette an der Delegationsreise, darunter die Terminalbetreiber Mabanaft und Evos, Elektrolyse-Stack-Hersteller H-Tec, Energiegroßverbraucher wie Aurubis sowie Energie- und Chemieproduzent Sasol. EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens war ebenfalls mit dabei. Die Reise gehört in den Kontext des jüngst vom Hamburger Senat verabschiedeten Außenwirtschaftskonzeptes und dient dazu, Hamburgs Energieunternehmen beim Ausbau und Diversifizierung von Geschäftsbeziehungen zu unterstützen. Fokus des Besuchsprogramms und der B2B-Termine lag auf der Produktion und der Investition grünen Wasserstoffs aus Windenergie.

Offshore-Wind und Wasserstoff als tragende Säulen der US-Clean Energy Strategy

Trotz desselben Ausbauzieles wie Europa (30GW bis 2030) befindet sich die US-Offshore-Windindustrie im Vergleich in einer frühen Entwicklungsphase. Drei Küstenlinien mit sehr guten Windverhältnissen (Ostküste, California, Gulf of Mexico) bleiben bislang weitestgehend unerschlossen. Das Potenzial ist aber riesig. Das National Renewable Energy Laboratory schätzt das Brutto-Offshore-Windenergiepotenzial auf über 4.000 GW. Mit der Einführung des Inflation Reductions Acts will die US-Regierung die Investition in erneuerbare Energien gezielt fördern und den Transformationsprozess der einheimischen Industrie beschleunigen.

Die gigantische Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien stellt eine hervorragende Bedingung für grüne Wasserstoffproduktion dar. Zu Beginn der Delegationsreise verkündeten der US-Präsident Joe Biden und Department of Energy die Auswahl von sieben regionalen Wasserstoffhubs. Für deren Aufbau wird im Rahmen des Bipartisan Infrastructure Law eine Förderung von 7 Mrd. US-Dollar bereitgestellt, und damit soll der schnelle Hochlauf des nationalen Marktes für günstigen und sauberen Wasserstoff unterstützt werden. Die regionalen Hubs für Clean Hydrogen sollen private Investitionen in Höhe von mehr als 40 Mrd. US-Dollar generieren und zehntausend gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen. Etwa zwei Drittel der gesamten Projektinvestitionen fallen auf die erneuerbare bzw. elektrolysebasierte Produktion. Zusammen sollen die Wasserstoffhubs mehr als drei Mio. Tonnen Clean Hydrogen pro Jahr erzeugen und damit fast ein Drittel des für 2030 angestrebten Ziels in den USA erreichen. Auch in den USA wird der größte Beitrag vom Clean Hydrogen in der Reduzierung von Emissionen gesehen; und dies ist besonders wichtig für schwer dekarbonisierbare Sektoren wie den Schwerlastverkehr, die Chemie-, Stahl und Zementindustrie.

Mit der Unterstützung der AHK Washington, DC, traf sich die Delegation mit Vertreter*innen des Departments of Commerce, der Fuel Cell and Hydrogen Energy Association (FCHEA), der World Bank und des MACH2-Wasserstoffhubs der Bundesstaaten Delaware, New Jersey und Pennsylvania zum Austausch über die Entwicklung der US-amerikanischen und internationalen Wasserstoffwirtschaft.

Im Rahmen des Programms in den USA besuchte die Delegation außerdem das Air Products Global Headquarter sowie die PDC Machines und Pennstate University. Hamburgs Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonard nahm traf sich persönlich mit einem Mitglied des Gouverneurskabinets des Bundesstaates New Jersey.

Kanada: ein großer Wachstumsmarkt für erneuerbare Energien

Nach einem zweitätigen intensiven Programm in den USA reiste die Hamburger Delegation weiter nach Kanada, konkret nach St. John’s, die Hauptstadt der kanadischen Provinz Newfoundland und Labrador und lernte die gerade genehmigten Wind-to-Hydrogen-Projekte kennen.  

Die Provinz Newfoundland und Labrador verfügt über exzellente Windbedingungen. Aufgrund des niedrigen Energiebedarfes seitens der lokalen Bevölkerung und Industrie kann ein Großteil der Windenergie für grüne Wasserstoff- und Ammoniakproduktion genutzt werden. Im Sommer 2023 kündigte die Provinz Newfoundland und Labrador vier erfolgreiche Bieter für die Beteiligung am Aufbau von „Wind-to-Hydrogen“-Projekten auf den im Staatsbesitz befindlichen Flächen (Crown Land) an.

Unter dem Namen „Toqlukuti’k Wind and Hydrogen“ plant der deutsche Windparkentwickler ABO Wind auf einer Fläche von ca. 108.000 Hektar den Bau eines 5-Gigawatt-Onshore-Windparks und zusammen mit Braya Renewables Fuels die grüne Ammoniak- und Wasserstoffproduktion in der Nähe der Raffinerie Come-By-Chance. Das Projekt teilt sich in mehrere Phasen auf. Bis 2025 soll ein 30-Megawatt-Elektrolyseur in Betrieb genommen werden. Damit würde ausreichend grüner Wasserstoff produziert, um 13% des Wasserstoffbedarfs von der Raffinerie zu decken. Von 2026 bis 2034 ist eine stufenweise Erhöhung der Leistung der Windkraft- und Elektrolyseanlagen geplant, um den Export von grünem Ammoniak in die Welt vorzubereiten und zu skalieren.

Die vier „Wind-to-Hydrogen“-Projekte in der Provinz Newfoundland und Labrador bilden das Herzstück der im Jahr 2022 abgeschlossenen Canadian-German Hydrogen Alliance. Ziel der Partnerschaft ist es, den Markthochlauf der internationalen Wasserstoffwirtschaft anzukurbeln und die transatlantische Lieferkette für Wasserstoff zu schaffen. Damit dies gelingt, verspricht die kanadische Seite schnelle Genehmigung und Förderung von Infrastrukturmaßnahmen für die Erzeugung und den Export von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten. Deutschland spielt eine wichtige Rolle als Importland sowie als Abnehmer von grünem Ammoniak und Wasserstoff und kann bei den erneuerbaren Technologien (On- und Offshore-Wind, Elektrolyseure) punkten.

Fazit

Deutschland muss aufgrund der begrenzten Potenziale für erneuerbare Energien bis zu 70% seiner benötigten Wasserstoffmenge aus dem Ausland importieren. Insofern ist es wichtig, internationale Handelskorridore frühzeitig zu identifizieren und diese mit potenziellen Importeuren und unterschiedlichen Partnerländern aufzubauen. Als wichtige Handelspartner Deutschlands gewinnen die USA und Kanada im Kontext der Energiewende und -handel aktuell besonders an Bedeutung. Eine enge Zusammenarbeit mit den nordamerikanischen Partnern setzt Impulse für die Energiewende.

„Mit seinem Hafen und seiner infrastrukturellen Anbindung ist Hamburg ein entscheidender Knotenpunkt für Wasserstoffimporte, sowohl über Pipelines aus den Nachbarländern als auch per Schiff aus dem außereuropäischen Ausland. Im Hamburger Hafen werden bereits heute die Weichen gestellt: die Mitgliedsunternehmen des EEHH-Netzwerks Evos, Air Products und Mabanaft arbeiten am Projekt Hamburg Blue Hub an der Verladung grünen Wasserstoffs und an der Errichtung eines Importterminals für grünen Ammoniak. Damit ist Hamburg auf dem Weg, ein führender Wasserstoffstandort der Welt zu werden und schafft Sicherheit für es und Handel auf der Angebots- und Nachfrageseite. Weitere Mitglieder wie RWE und Nordex Acciona sind mittlerweile Marktführer der Erneuerbaren- Branche in Nordamerika und tragen mit deutschem Know-how und Technologie zur Entwicklung der lokalen Wertschöpfungskette bei. Wir als regionales Branchennetzwerk werden unsere Unternehmen weiterhin unterstützen, an der transatlantischen erneuerbaren Kooperation teilzuhaben“, freut sich EEHH-Geschäftsführer, Jan Rispens.

Über Jingkai Shi

Profilbild zu: Jingkai Shi

Hamburg ist die Modellregion der Energiewende und deutsche Windhauptstadt mit Verbindungen in die ganze Welt. Die lokale Erneuerbare Energien-Branche ist damit ein zentraler Partner für die internationale Energiewirtschaft. Als Ansprechpartner für internationale Kooperation im Bereich Erneuerbare Energien betreue ich die Beziehung des EEHH-Clusters zu internationalen Branchenetzwerken, unterstütze die EEHH-Mitglieder bei ihren Auslandsaktivitäten und trage mit Social-Media-Aktivitäten zu einer stärkeren Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Hamburg auf der Weltbühne bei.

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