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Hamburg und nordische Länder: vorbildliche Kooperation für Klimaneutralität From Hamburg to the World: Nordische Delegation besucht Hamburg
Offshore-Windenergie, Wasserstoff, CO2-Abscheidung und -speicherung – das Themenspektrum der Energiewende ist groß, ebenso wie das gemeinsame Interesse von Hamburg und seinen nordeuropäischen Nachbarn, aktuelle Herausforderungen anzugehen und Potenziale für die Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaft auszuschöpfen. Dänemark und Schweden verfolgen ambitionierte Klimaziele und streben an, sich langfristig als Energieexporteure positionieren. Insbesondere im Strom- und Wasserstoffsegment kann Deutschland hiervon profitieren.
Auf Einladung des Auswärtigen Amtes war eine hochrangige Delegation aus Dänemark und Schweden am 26. November 2025 zu Gast in Hamburg. Teilnehmende der Gruppe waren vor allem Vertreter*innen der politischen und institutionellen Einrichtungen, z.B. vom dänischem Klima- und Energieministerium, der dänischen Handelskammer, von Hydrogen Denmark, vom Norwegian Hydrogen Forum und vom Danish Council on Climate Change. Das EEHH-Cluster unterstützte das Goethe Institut bei der inhaltlichen Gestaltung des Besuchsprogramms und lud politische Entscheidungsträger und privatwirtschaftliche Akteure aus Hamburg zum Erfahrungsaustausch zu.
Hamburgs Vorreiterrolle in der europäischen Wasserstoffwirtschaft
Im Eröffnungsvortrag gab Katja Lamich, Stabstelle Wasserstoffwirtschaft der Wirtschaftsbehörde, einen Überblick über Hamburgs Rolle in der globalen Wasserstoffwirtschaft. Die Weichenstellung für einen regionalen Markthochlauf wurde durch eine Reihe von Gesetzen und Initiativen gesetzt, z.B. durch den Hamburger Klimaschutzplan, die Zusammenarbeit mit anderen norddeutschen Bundesländern und die Hamburger Importstrategie. Als größter Seehafen Deutschlands spielt Hamburg eine besondere Rolle für die Versorgung Deutschlands mit seeseitigem Wasserstoffimport: im Jahr 2045 kann die seeseitige importierte Menge über Hamburg bis zu 23% des deutschen Importbedarfs bzw. bis zu 47% des deutschen seeseitigen Importbedarfs decken.
Als regionales Netzwerk setzt sich das EEHH-Cluster zum Ziel, das Wasserstoff-Ökosystem in der Metropolregion Hamburg zu stärken und den unternehmerischen Austausch zu fördern. EEHH-Mitarbeiterin Sibyl Scharrer, Internationale Kooperation Wasserstoff, beleuchtete die wichtigsten Stakeholder und Projekte entlang der gesamten Wertschöpfung. Von Erzeugung, Wasserstoffnetz bis hin zur Anwendung in unterschiedlichen industriellen Bereichen, Hamburg nimmt eine führende Position im deutschen und europäischen Kontext ein.
Der Umbau des ehemaligen Kohlekraftwerkes „Moorburg“ zum Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH) mit einem 100MW-Elektrolyseur stärkt Hamburgs Bedeutung als regionales Erzeugungszentrum von grünem Wasserstoff. Holger Matthiesen, Geschäftsführer von Luxcara, stellte den bisherigen Projektverlauf vor. Die Grundsteinlegung für den Installation des Elektrolyseurs von Siemens Energy fand am 01. Dezember 2025 statt. Der Betriebsstart der Wasserstoffproduktion ist für die zweite Jahreshälfte 2027 geplant. Jährlich sollen ca. 10.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden.
PV-Ausbau als zentraler Schritt zur Erreichung des Klimaschutzziels
Auch wenn Hamburg eher für trübes Wetter bekannt ist, lässt sich doch eine nennenswerte Strommenge durch Solarenergie erzeugen. EEHH-Mitarbeiter Constantin Lange, Projektleitung für Solar und Wind, ging in seiner Präsentation auf die Kernaussagen der jüngsten Solarpotenzialstudie des Clusters ein. Bilanziell kann Hamburg etwa Zweidrittel der städtischen Stromnachfrage (11Twh im Jahr 2021) durch Solarenergie abdecken. Das größte realisierbare Potenzial liegt im Bereich der gebäudeintegrierten Photovoltaik, insbesondere Dach-PV, wobei das größte Einzelpotenzial durch die Dächer auf freistehenden Einfamilienhäusern dargestellt wird.
Der Solarausbau in Hamburg erfährt auch politische Rückendeckung. 2025 wurde die Photovoltaikstrategie der Stadt Hamburg veröffentlicht. Sie definiert das Ziel, 500 bis 800 Megawatt Peak Leistung bis 2030 anzustreben und 1 bis 1,5 Gigawatt Peak bis 2035 zu erreichen. Dementsprechend muss jährlich Photovoltaikanagen mit einer Leistung von 100 Megawatt Peak installiert werden. Dabei nimmt die Stadt Hamburg selbst in die Pflicht: bis 2030 sollen 80% der geeigneten städtischen Dachflächen mit Solaranlagen ausgestattet werden. Zudem sollen Bürger*innen am Solarausbau beteiligt werden. Zu den Maßnahmen gehören sowohl Lösungen für eine gemeinschaftliche Gebäudeversorgung und als auch für Quartiere.
Netzausbau: Schlüssel für das integrierte erneuerbare System
Die Energiewende in Hamburg wird mit Blick auf das vorgezogene Klimaschutzziel 2040 mit höherem Tempo voranschreiten. Ob Wasserstoffhochlauf, Solarausbau oder die Wärmeversorgung, die Netzinfrastruktur muss effizient und synchron entwickelt werden, um die Versorgungssicherheit sicherzustellen und den wachsenden Energiebedarf zu decken - eine große Herausforderung und hohe Anforderung für den städtischen Netzbetreiber. Bastian Pfarrherr, Hamburger Energienetze, machte dies anhand Zahlen und Fakten deutlich. Angesichts des erneuerbaren Zubaus (Wind und Solar) und der Elektrifizierung im Wärme- und Mobilitätssektor muss bis 2035 viel investiert und gebaut werden. Mehr als 4.000km Erdkabeln werden in die Hamburger Straßen verlegt. Etwa 1.900 neue Verteilstationen sind erforderlich. Gleichzeitig wird sich die Anzahl der Umspannwerke fast verdoppeln, von 55 auf 103.
Die Bauarbeiten für das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz (HH-WIN) haben bereits begonnen. Die erste Phase konzentriert sich auf mehrere großen Abschnitte im Süden. Bis 2027 soll die erste 40 Kilometer lange Wasserstoffleitung fertiggestellt werden. Zum gleichen Zeitpunkt wird das Projekt HGHH am früheren Kraftwerkstandort Moorburg grünen Wasserstoff aus dem 100 Megawatt Elektrolyseur ins Netz einspeisen. Die insgesamt 60 Kilometer lange Pipeline soll spätestens 2032 betriebsbereit sein.
Klimaneutrale Zementproduktion
Das Programm endete mit einer Besichtigung des Holcim-Zementwerkes in Lägerdorf. Holcim ist eines der führenden Unternehmen für innovative und digitale Baulösungen. In Schleswig-Holstein errichtet Holcim derzeit ein klimaneutrales Zementwerk. In Lägerdorf wurden bisher 1,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ausgestoßen. Mit dem Oxyfuel-Verfahren der zweiten Generation kann in Zukunft die unvermeidliche CO2-Emission nahezu aufgefangen werden. Anstatt Umgebungsluft wird reiner Sauerstoff in den Verbrennungsprozess des Zementofens geblasen. Dadurch entsteht ein CO2-reiches Prozessgas, das anschließend in einer Carbon Processing Unit (CPU) gereinigt wird. Das gereinigte CO2 wird als wertvoller Rohstoff weiterwendet. Das Projekt wird mit EU-Mitteln gefördert und bis 2030 in Betrieb genommen.
Fazit
Die nordische Delegation war sehr beeindruckt von der Entschlossenheit und den Fortschritten, mit denen öffentliche und private Akteure in Hamburg die Energiewende vorantreiben. Das EEHH-Cluster hat über viele Jahre ein großes Netzwerk aufgebaut und freut sich über den Austausch mit Entscheidungsträgern, Industrieverbänden und Unternehmen in Skandinavien. Eine enge Partnerschaft zwischen Hamburg/Deutschland und den nordischen Staaten ist für eine sichere und unabhängige Energiezukunft Europas entscheidend.
Das EEHH-Cluster bedankt sich bei allen beteiligten Partnern für die Unterstützung und Umsetzung des Besuchsprogramms.