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Hamburg als Knotenpunkt überregionaler Wasserstoffprojekte und -netzwerke

Projektpläne, Absichterklärungen, Machbarkeitsstudien, Wirtschaftsnetzwerke für Wasserstofferzeugung, -transport und -anwendung – in und um Hamburg tut sich viel, was die Stadt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft attraktiv macht. Ein Überblick.

Hamburg als Knotenpunkt überregionaler Wasserstoffprojekte und -netzwerke
Der Hyperlink ist eines der Projekte, das Hamburg mit einem europäischen Wasserstoffnetz verbinden kann. © EWE

In Hamburg haben namhafte Unternehmen und Konsortien mit der Planung und Umsetzung von Wasserstoffprojekten begonnen. Diese reichen von der Einspeisung von Wasserstoff in Prozesse der Grund- und Rohstoffindustrie über Anwendungen in Logistik, Luftfahrt, Maritimer Wirtschaft und Mobilität. Auch die dafür nötigen Erzeugungsanlagen und Infrastruktur mit Verteilung und Import werden bereits lokal projektiert. Durch die erfolgreich umgesetzten Projekte könnte die Metropolregion Hamburg zur Blaupause für Europa werden.

Die Metropoleregion Hamburg bietet sehr gute Standortbedingungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Perspektivisch wird die Hansestadt keinen hermetischen Wasserstoff-Kreislauf bilden, sondern sich in eine europäische Wasserstoffwirtschaft einfügen.

Hamburg idealer Knotenpunkt für Wasserstoffinfrastruktur in Nordeuropa

Das STRING-Konsortium hatsich zur Aufgabe gemacht, Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen in einem Korridor für wasserstoffgetriebenen Schwerlastverkehr zu verbinden. Dadurch werden 14 Millionen Menschen in fünf Städten entlang einer Trasse für nachhaltigen Güterverkehr verbunden. Auf der Strecke von Hamburg nach Oslo soll dafür ein Netz von zwölf Wasserstoff-Tankstellen realisiert werden. Im Endausbau sollen dann bis zu 570 Wasserstoff-Lkw diese Tankinfrastruktur nutzen. „Hamburg stellt mit seiner guten internationalen Anbindung und der aufkeimenden Wasserstoffwirtschaft einen idealen Knotenpunkt dar, um den nachhaltigen nordeuropäischen STRING-Korridor mit Wasserstoffkorridoren in Deutschland und anderen Teilen Europas zu verknüpfen“, so Stella Bücker, Projektleiterin des STRING Hydrogen Corridors.

Die kombinierten Vorteile in Norddeutschland hat das Energieinfrastrukturunternehmen Gasunie erkannt: Der Gasnetzbetreiber plant mit dem HyPerLink-Vorhaben eine neue Wasserstofftrasse, die die Metropolen im Nordwesten Deutschlands mit den Niederlanden verbindet. Dazu Jens Schumann, CEO Geschäftsführer des Fernleitungsnetzbetreibers Gasunie Deutschland Transport Services: „Bis zum Jahr 2025 wollen wir über unsere Ferngasleitungen eine Verbindung wichtiger Produktions- und Speicherstandorte mit relevanten Absatzmärkten schaffen, und zwar in Niedersachsen, in Bremen und Hamburg“.

Niederländischer Offshore-Strom zur Produktion von grünem Wasserstoff

Dieses Projekt kann die Lücke schließen zum Projekt NortH2 in den Niederlanden. Das Konsortium aus den Energieunternehmen RWE, Shell und Equinor, dem Gasnetzbetreiber Gasunie und dem Hafen Groningen Seaports will ein System aus Offshore-Windparks, Elektrolyseuren, Gasspeichern und Leitungen etablieren, um Offshore-Windstrom in grünen Wasserstoff umzuwandeln, zu speichern und zu Industriezentren im Nordwesten Europas zu transportieren. Bis 2030 soll so eine Erzeugungsleistung von 4 GW geschaffen werden. Der Wasserstoff soll später aus dem Norden der Niederlande in die Industriezentren im Nordwesten Europas transportiert werden, darunter auch Hamburg.

Perspektivisch kann Deutschland über Dänemark zusätzlich an den skandinavischen Wasserstoffmarkt an das Netz angeschlossen werden: Gasunie hat gemeinsam mit Energienet eine technische Vor-Machbarkeitsstudie für den Transport von Wasserstoff über eine 350–450 km lange Pipeline von Esbjerg oder Holstebro in Dänemark nach Hamburg erstellt, die eine technisch machbare und kosteneffiziente Verbindung beschreibt. So kann der reichlich vorhandene Windstrom aus Dänemark die norddeutschen Industriezentren nachhaltig versorgen.

Regionale Wasserstoffinitiativen in Norddeutschland

Außerdem ist Hamburg von regionalen Initiativen umgeben, die die Förderung einer Wasserstoffwirtschaft zum Ziel haben. In Richtung Westen nach Bremen und Oldenburg findet sich die Wasserstoffregion Nordwest, in der eine Vielzahl ambitionierter Projekte verortet ist. Im Süden Hamburgs hat sich mit dem Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen (H2.N.O.N.) ein Wasserstoffnetzwerk gebildet. Elf Landkreise im Amtsbezirk Lüneburg – Celle, Cuxhaven, Harburg, Heidekreis, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Osterholz, Rotenburg (Wümme), Stade, Uelzen und Verden – bündeln ihre Kompetenzen im Wasserstoffbereich. Nördlich von Hamburg haben sich im Westen Schleswig-Holsteins in der Energieküste mehrere Akteure zusammengeschlossen, um eine regionale Wasserstoffwirtschaft aufzubauen, in der einzelne Projekte – wie die Westküste 100 – auch Hamburg einschließen.

Hamburg profitiert als Wasserstoffmodellregion vom Zusammenspiel mit benachbarten Metropolregionen und grenzüberschreitenden, nordeuropäischen Projekten. Durch die frühzeitige Integration in die großräumige Verteilungsinfrastruktur und damit Anschluss an regionale Erzeugungskapazitäten wird perspektivisch eine bessere Versorgungssicherheit erreicht, da Wasserstoffimporte zunehmend an Bedeutung gewinnen. Zudem weisen die Anwendungspotenziale eine außergewöhnlich hohe Bandbreite auf und gewährleisten eine hinreichende Diversität für die Marktaktivierung und den Markthochlauf in Norddeutschland.

 

 

Über Oliver Schenk

Profilbild zu: Oliver Schenk

Ich bin verantwortlich für den Bereich Marketing Wasserstoff und sorge dafür, dass die hiesigen Projekte und Formate in der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus wahrgenommen werden. Um dem vielversprechenden Energieträger zum Durchbruch zu verhelfen unterstütze ich die Wasserstoffwirtschaft mit redaktionellen Beiträgen, Netzwerkveranstaltungen, Videoproduktionen und vielem mehr.

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