Details

"Größte globale Herausforderung: Klimawandel" Interview mit Horatio Evers, CEO BASF Renewable Energy GmbH

Im folgenden Gespräch erläutert Horatio Evers, wie BASF - einer der weltgrößten Chemiekonzerne – die Energietransformation organisiert und welche Rahmenbedingungen für deren Erfolg erforderlich sind.

Horatio Evers, BASF

EEHH: Herr Evers, was hat ein Chemiekonzern mit „erneuerbarer Energie“ zu tun?

Horatio Evers: "Das ist ganz einfach: Wir alle müssen die größte globale Herausforderung unserer Zeit lösen - den Klimawandel! Dafür bedarf es Anstrengungen an der gesamten industriellen Wertschöpfungskette, von der Energieerzeugung, über deren Verteilung bis zu deren Nutzung. Und hier kommen Industrieunternehmen wie BASF ins Spiel. Gerade am Anfang der industriellen Wertschöpfungskette kann besonders viel CO2 eingespart werden. Und das nehmen wir sehr ernst. Bis 2030 wollen wir unsere absoluten CO2 Emissionen um 25% gegenüber 2018 reduzieren und bis 2050 netto null Emissionen erreichen. Dafür benötigen wir Zugang zu großen Mengen an erneuerbarer Energie."

EEHH: Wie haben sie vor diese ambitionierten Ziele zu erreichen?

Horatio Evers: "Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, setzen wir ein ganzes Bündel an Maßnahmen um und investieren dafür alleine bis 2030 etwa 4 Milliarden Euro. Der Schlüssel ist Elektrifizierung mit erneuerbarem Strom. Zu unseren Maßnahmen gehören die Forschung an neuen Technologien und der Übergang von konventionellem zu erneuerbarem Strom. Mit der zunehmenden Elektrifizierung unserer Prozesse wird sich der weltweite Strombedarf von BASF bis 2040 mindestens verdoppeln oder sogar verdreifachen. Um diesen Bedarf an Grünstrom zu decken, verfolgen wir eine sogenannte 'Make-and-Buy'-Strategie."

EEHH: Was steckt hinter dieser 'Make-and-Buy'-Strategie?

Horatio Evers: "'Make' steht für Eigeninvestitionen in erneuerbare Energien-Anlagen. Ein Beispiel ist unsere Beteiligung am weltgrößten Offshore-Windpark „Hollandse Kust Zuid", der derzeit in der niederländischen Nordsee gebaut wird. Der Windpark hat eine Leistung von 1,5 Gigawatt. Circa die Hälfte des Grünstroms wird den europäischen BASF-Standorten zur Verfügung gestellt. Außerdem haben wir einen Solarpark in Brandenburg gebaut, der einen Teil des Strombedarfs unseres zweitgrößten deutschen BASF-Standorts in Schwarzheide deckt. 'Buy' steht für den Abschluss langfristiger Stromlieferverträge aus erneuerbaren Quellen. Auch Power Purchase Agreements genannt. Auch hier haben wir bereits erste Projekte realisiert. Beispielsweise haben wir ein Power Purchase Agreement abgeschlossen, das uns ab 2025 186 Megawatt aus dem deutschen Offshore-Windpark 'Borkum Riffgrund 3' sichert. Weitere Power Purchase Agreements sichern uns Zugang zu Grünstrom aus erneuerbaren Quellen in Spanien oder auch in den USA."

EEHH: Was genau ist dabei die Rolle der BASF Renewable Energy GmbH?

Horatio Evers: "Um Expertise zu bündeln und den Zugang zu ausreichenden Mengen an Grünstrom zu sichern hat BASF entschlossen, alle Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien in einer eigenen Tochtergesellschaft zusammenzuführen. Letztes Jahr wurde dafür die 'BASF Renewable Energy GmbH' gegründet. In unserem Team decken wir alle wesentlichen energiewirtschaftlichen Aufgabenstellungen ab - vom Stromhandel, über das Projekt-, PPA- und Risiko-Management bis zu energierechtlichen Fragestellungen."

EEHH: Was brauchen Sie von der Politik, um Ihre Klimaschutzziele in Zeiten der Energiekrise zu erreichen?

Horatio Evers: "BASF hält trotz der krisenbedingt schwierigen Lage an seinen Klimaschutzzielen fest und will die Emissionsminderung weiter vorantreiben, der Schlüssel dazu ist Elektrifizierung mit erneuerbarem Strom. Um beispielsweise unsere Investitionen in Windkraftanlagen in Deutschland entscheidend voranzubringen, benötigen wir von der Politik vor allem Planungssicherheit. Außerdem ist der beschleunigte Ausbau der Stromnetze essenziell, damit der erneuerbare Strom überhaupt bei Industrie und Verbrauchern ankommen kann."

EEHH: Können Sie uns ein Beispiel nennen, wo sie sich in ihrer „Planungssicherheit“ eingeschränkt fühlen?

Horatio Evers: "Sehr gerne, da fallen mir gleich mehrere ein. Dazu gehört beispielsweise die kürzlich eingeführte europaweite Gewinnabschöpfung für Grünstromproduzenten, die es nur unter großen Verlusten möglich macht, wie geplant grünen Strom aus den Niederlanden nach Deutschland zu transportieren. Außerdem sorgen die aktuellen Diskussionen zum Industriestrompreis für Unsicherheit. Seine Höhe und seine Allokation sind völlig offen und dadurch werden Entscheidungen zu alternativen Versorgungskonzepten – beispielsweise PPAs – verzögert. Auch die Diskussion über die Einführung sogenannter zweiseitiger Contracts-for-Difference sehen wir kritisch, da der Strom aus diesen Anlagen für die industrielle Abnahme nicht mehr zur Verfügung steht."

EEHH: Was hat sie in ihrem ersten Jahr als CEO der BASF Renewable Energy GmbH am meisten fasziniert?

Horatio Evers: "Alle meine Kollegen und Geschäftspartner haben einen unglaublichen 'Drive', die Energietransformation erfolgreich umzusetzen. Ich sehe unglaubliche Freude und Motivation in meinem Umfeld für dieses so wichtige Thema. Das macht richtig Spaß. Außerdem fand ich es sehr faszinierend, die circa 250 Meter hohen Windräder in unserem Offshore-Windpark 'Hollandse Kust Zuid' live und in Farbe zu sehen."

Vielen Dank, Herr Evers, für das Gespräch.

BASF auf der Hamburg Offshore Wind Conference (HOW) 2023:

Dr. Roland Merger hält die Keynote auf der HOW 2023 am 9. Mai. Melden Sie sich jetzt noch an unter:

https://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/events/details/hamburg-offshore-wind-conference-2023-how-2023.html

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von