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Geteilte Ladeinfrastruktur auf Betriebshöfen in Hamburg Interview mit Christoph Steinkamp, Geschäftsführer von hySOLUTIONS zu Innovationsprojekt FAMOUS

Im folgenden Gespräch berichtet  Christoph Steinkamp, Geschäftsführer von hySOLUTIONS, über das Innovationsprojekt FAMOUS.

Geteilte Ladeinfrastruktur auf Betriebshöfen in Hamburg
Hamburger Hochbahn AG

EEHH: Worauf zielt das Projekt FAMOUS ab?

Christoph Steinkamp: „FAMOUS schafft eine Buchungsplattform für das Reservieren und Teilen betrieblich genutzter Ladeinfrastruktur. Ziel ist es, Ladeinfrastruktur auch für betriebsfremde Nutzer zugänglich zu machen. Auf diese Weise schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Eigentümer der Ladestationen bekommt einen wirtschaftlichen Rückfluss für seine Investition und die Nutzer der Ladestationen erhalten über eine Vorab-Reservierung Planungssicherheit und den Zugriff auf eine Ladeinfrastruktur, an welcher sie im Zweifel günstiger als an öffentlicher Ladeinfrastruktur laden können.

EEHH: Welche Erfolgskriterien setzen Sie bei FAMOUS ein?

Christoph Steinkamp: „Damit Sharing-Konzepte in der Praxis funktionieren, müssen sowohl spezifische Besonderheiten bedacht werden als auch Skalierungspotential gegeben sein. Wir nehmen daher die Anforderungen der Ladestationsbetreiber mit eigenem Betriebshof ernst. Über die FAMOUS-Plattform können Ladestationsbetreiber die Nutzergruppe(n) definieren und für das Laden an ihrer Ladeinfrastruktur berechtigen und auch individuelle Buchungszeiten pro Ladestation oder Standort einrichten. Die Nutzer wiederum sollen ein ähnliches – gelerntes – Ladeerlebnis haben wie an öffentlicher Ladeinfrastruktur. Zur Skalierung stellt das Projekt sämtlich zu beachtende rechtliche Rahmendokumente bereit.
Neben Sharing-Konzepten für den Bestand ist es wichtig, das Thema künftig bei der Planung von Ladeinfrastruktur gleich von Anfang an noch stärker mitzudenken. Daher arbeiten wir mit den Hamburger Behörden eng zusammen, um Gebiete mit Weiterentwicklungspotenzial für die Umsetzung von Shared-Konzepten zu identifizieren und die Ausstattung von Landesliegenschaften mit (teilbarer) Ladeinfrastruktur voranzutreiben. Mit dem Projekt wollen wir ein deutliches Zeichen setzen und ein Stück zur effizienten Ressourcennutzung beitragen.“

EEHH: Was sind die zentralen Themenbereiche, die Sie im Projekt adressieren?

Christoph Steinkamp: "Kernaufgabe des Projektes ist die Entwicklung des plattformbasierten Buchungssystems. Dieses bietet die Möglichkeit, freie Ladepunkte zu reservieren und Ladevorgänge zu koordinieren. Das digitale Tool muss sich im nächsten Schritt in der Praxis beweisen. Die Pilothase wird im Spätsommer zunächst mit ausgewählten Standortpartnern starten und bis Mitte 2026 laufen. Neben der Komplexität der technischen Lösung braucht es unter anderem Ideen für den geregelten Zugang zum Betriebshof, den Umgang mit potenziellen Fehlerfällen im Ladestations-Sharing sowie die Abklärung energierechtlicher Fragestellungen. Alle diese Fragen betrachten wir im Projekt."

EEHH: Wie gestaltet sich der Zugang zu Betriebshöfen für Betriebsfremde? Könnte das ein Hemmschuh sein?

Christoph Steinkamp: „Ja, das ist eine berechtigte Frage. Tatsächlich gestaltet sich das nicht immer so einfach. Einige verfügen über Schranken, andere über Schranken und Pförtner. Andere wiederum verlangen Zugangsausweise. Wir haben eine ungeheure Vielfalt festgestellt. Das Thema Datenschutz spielt hierbei natürlich auch eine massive Rolle. Für uns ist es sehr wichtig, die verschiedenen Fälle und Hemmnisse zu erfassen, um das Projekt später skalieren zu können. Dabei untersuchen wir wie sich unterschiedlichen Anforderungen und Interessen in Hinblick auf eine Reservierbarkeit von Ladeinfrastruktur betriebssicher und nutzerfreundlich umsetzen lassen.“

EEHH: Haben Sie bisher viel Interesse von Seiten potenzieller Unternehmen erfahren?

Christoph Steinkamp: „Ja, wir haben bereits erste Interviews geführt und auch Interesse geweckt. Gerade ungenutzte Zeiten an den Ladesäulen können die Unternehmen über die Plattform gewinnbringend einsetzen und durch extern gebuchte Ladevorgänge die Auslastung steigern. Dadurch amortisiert sich die Investition in die Ladeinfrastruktur schneller. Betriebsfremde Nutzer profitieren ihrerseits ebenfalls von einem Kostenvorteil und einem dichteren Ladenetzwerk.“

Hintergrund: Das im August 2023 gestartete Innovationsprojekt FAMOUS wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und hat eine Laufzeit von insgesamt drei Jahren. Das interdisziplinäre Projektkonsortium umfasst sieben Förderpartner – hySOLUTIONS (Projektleitung), Boesche Rechtsanwälte, Cambio Mobilitätsservice, DLR-Institut für Verkehrsforschung, IKEM, msu solutions und Hamburger Energienetze – sowie elf assoziierte Organisationen. Die Entwicklung der Sharing-Plattform, die ab Herbst dieses Jahres in die erste Testphase gehen soll, wird durch die Hamburger Energienetze verantwortet.

Weitere Informationen zum Projekt: https://www.hysolutions.de/projekte/innovationen-fuer-ladestations-sharing/

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von Astrid Dose