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Fridays for Future in Hamburg Interview mit Sascha Haupt

Wir freuen uns, im folgenden Interview von Sascha Haupt, einem der Aktivisten von Fridays for Future Hamburg, mehr über seine Motivation und Pläne zu erfahren.

Fridays for Future in Hamburg
Fridays for Future Hamburg

EEHH: Wie kam es zu Ihrem Engagement bei Fridays for Future?

Sascha Haupt: "Ich bin seit dem ersten Streik im Dezember 2018 an der Organisation in Hamburg beteiligt. Dazu bin ich über die BUNDjugend gekommen, die im Rahmen der Proteste während der Sitzungen der Kohlekommission im November auch zu Schul- und Unistreiks in Berlin aufgerufen hatte. Etwa zwei Wochen später gab es den ersten Streik in Hamburg."

EEHH: Engagieren Sie sich schon länger für den Klima- oder Umweltschutz?

Sascha Haupt: "Ja, ich bin seit etwa drei Jahren beim BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) aktiv und Mitglied von Arbeitskreisen auf Hamburger- und Bundesebene. Außerdem bin ich im Vorstand der BUNDjugend Hamburg. Davor habe ich ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Bereich Klimagerechtigkeit gemacht. In den letzten Jahren wird mir immer bewusster, wie eilig es beim Klimaschutz ist, um das Überschreiten gefährlicher Kipppunkte noch abzuwenden. Sind die erstmal überschritten, wären die Lebensbedingungen der Menschheit auf diesem Planeten für Jahrtausende erheblich verschlechtert, was eine ernste Gefahr für unsere Zivilisation wäre. Wir haben nicht mehr lange die Chance, das zu verhindern – deshalb hat sich mein Engagement in den letzten Jahren immer mehr intensiviert.

EEHH: Welche Ziele verfolgen Sie innerhalb von Fridays for Future?

Sascha Haupt: "Wir fordern die Einhaltung der Klimaziele von Paris. Das heißt, dass weltweit ab Anfang 2018 maximal noch 800 Gigatonnen CO2 ausgestoßen werden dürfen. Berücksichtigt man den Aspekt der Klimagerechtigkeit und verteilt das verbleibende Emissionsbudget gemäß der Bevölkerung auf die Länder, verbleibt für Deutschland ab Anfang 2019 ein Budget von 7,3 Gigatonnen. Wir fordern deshalb, dass Deutschland bis 2035 klimaneutral sein muss. Damit lässt sich unser verbleibendes Emissionsbudget bei linearer Reduktion der Emissionen einhalten. Natürlich ist das eine extrem große Aufgabe, die unter anderem eine schnelle Transformation des Energie- und Verkehrssystems, aber auch des Konsumverhaltens erfordert.

Als erste Schritte auf dem Weg dahin fordern wir das Ende aller Subventionen für fossile Energieträger und die Einführung eines CO2-Preises von 180 € pro Tonne bis Ende 2019.

Bis spätestens 2030 muss Deutschland vollständig aus der Kohlenutzung aussteigen; bis Ende 2019 fordern wir eine Reduzierung der installierten Kohleleistung um ein Viertel. Bis 2035 muss die Energieversorgung zu 100% aus erneuerbaren Quellen erfolgen; es dürfen also auch kein Erdgas und keine Erdölprodukte mehr verbrannt werden."

EEHH: Denken Sie auch über die Landesgrenzen hinaus und vernetzen sich mit anderen Gruppen in Europa?

Sascha Haupt: "Ja, es gibt internationale Vernetzungsgruppen, vor allem per WhatsApp. Daran bin ich persönlich aber nicht beteiligt. Am 21. und 22. Juni demonstrieren wir gemeinsam mit Klimaaktivist*innen aus verschiedenen europäischen Ländern in Aachen am rheinischen Braunkohlerevier. Dabei sind auch die Klimastreikgruppen aus Belgien und den Niederlanden. Ab dem 20. September rufen wir weltweit zu einer Aktionswoche für das Klima auf. Wir hoffen, dass der Protest nicht auf unsere Generation beschränkt bleibt und dass sich uns Menschen aus allen Altersgruppen anschließen."

EEHH: Was planen Sie für Ihre berufliche Zukunft?

Sascha Haupt: "Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit in Physik. Als Nebenfach habe ich auch einige Kurse in Philosophie belegt. Ich glaube, dass beides wichtig ist, um die enormen vor uns liegenden Herausforderungen zu bewältigen, vor allem im ökologischen Bereich. Denn um die Probleme zu verstehen, braucht es Naturwissenschaften, aber zu ihrer Lösung müssen sich auch Denkweisen und gesellschaftliche Werte ändern.

Einen konkreten Plan für meine berufliche Tätigkeit habe ich noch nicht, aber ich möchte damit zur Verbesserung der Welt beitragen. Zugleich liegt es mir, wissenschaftlich zu denken und zu arbeiten. Ich kann mir gut eine Tätigkeit an einer Schnittstelle vorstellen: zwischen Wissen und Handeln sowie zwischen Natur- und Geisteswissenschaften."

https://fridaysforfuture.de/regionalgruppen/

 

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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