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Flexibilitäten für erfolgreiche Verkehrswende Interview mit Simon Decher, HAW Hamburg
Im folgenden Gespräch erläutert Simon Decher, HAW Hamburg, die Erkenntnisse des Forschungsprojektes "BELLE".
EEHH: Wofür steht das Akronym Belle? Welches Ziel verfolgt ihr mit dem Projekt?
Simon Decher: „Es steht ausgeschrieben für Betriebshofelektrifizierung – Ladeinfrastruktur und Lastmanagement in der praktischen Erprobung. Konkret streben wir die Elektrifizierung schwerer Nutzfahrzeuge an. Dabei betrachten wir LKWs auf dem Betriebshof und bewusst nicht auf der Strecke. Einer unserer Partner im Projekt ist die Stadtreinigung Hamburg, die beabsichtigt, ihre Abfallsammelfahrzeuge bis 2030 zu elektrifizieren. Mittlerweile lassen sich diese LKWs relativ leicht beschaffen. Die größte Herausforderung stellt dagegen die größer werdende Last im Stromnetz dar. Für eine erfolgreiche Verkehrs- bzw. Mobilitätswende ist es unbedingt notwendig, Flexibilitäten zu nutzen. Damit ist die Fähigkeit gemeint, den Zeitpunkt des Strombezugs zu verschieben. Betriebshöfe bieten sich besonders an. Die Abfallsammelfahrzeuge der Stadtreinigung stehen 14 Stunden am Tag auf dem Betriebshof und können währenddessen elektrisch geladen werden. Das wäre bei LKWs auf der Strecke niemals möglich.“
EEHH: Welche Verfahren wendet ihr an?
Simon Decher: „Wir modellieren und simulieren hauptsächlich, da wir nicht in den laufenden Betrieb eingreifen können. Flexibilitätsberechnungen sind für uns besonders wichtig.“
EEHH: Hattet ihr bereits überraschende Erkenntnisse?
Simon Decher: „Ja, die kamen schon recht früh. Fuhrparkbetreiber sind gezwungen, auf die Kosten zu achten. Sie erwerben immer nur die Ladesäulen mit der Leistung, die gerade passt, niemals mehr. Für eine flexible Ladung, wie wir sie im Projekt anstreben und wie es für die Mobilitäts- bzw. Verkehrswende notwendig wäre, bräuchte man in der Regel aber stärkere Ladesäulen, die wesentlich teurer sind. Wie man dafür Anreize schafft, abseits von Fördersystemen, ist bis dato offen. In unserem Projekt nehmen wir modellhaft an, dass die Fuhrparkbetreiber sich idealtypisch verhalten. Dynamische Netzentgelte könnten eine Lösung darstellen. E-LKWS sind bei Fahrer*innen sehr beliebt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie, wenn sie einmal elektrisch gefahren sind, nicht mehr umsteigen möchten. Das ist die beste Werbung für die Umstellung!“
Vielen Dank für das spannende Interview!
https://www.haw-hamburg.de/forschung/forschungsprojekte-detail/project/project/show/belle/
| Projektlaufzeit | Projekt-Budget | Kooperationspartner | Mittelgeber | Einrichtungen |
| 03/2023 - 09/2026 | 335.790 € |
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Bundesministerium für Verkehr | CC4E - Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Fakultät Life Sciences |