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Energiewende zur Stärkung der Resilienz Gastbeitrag von Prof. Dr. Claudia Kemfert

Was die Corona-Krise einmal mehr deutlich macht: In Zeiten von Krisen kommt es sehr stark auf die Systemrelevanz und Resilienz an. Die Verlagerung von Wertschöpfungsketten ins Ausland macht die Volkswirtschaft unvorteilhaft abhängig und damit in Krisenzeiten verletzlich für mögliche Schocks und Lieferunterbrechungen.

Energiewende zur Stärkung der Resilienz
Roland Horn

Es bedarf einer neuen Fokussierung auf die Kernelemente der Volkswirtschaft. Es bedarf einer Stärkung von regionalen Wertschöpfungsketten.

Die Energiewende ist dafür perfekt geeignet: Eine Vollversorgung mit heimischen erneuerbaren Energien ist systemrelevant und schafft eine enorme volkswirtschaftliche Resilienz, sie macht uns unabhängig von externen negativen Schocks. Mehr noch: Die regionale Wertschöpfung wird gestärkt, Innovationen werden gefördert und die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft gepusht. Eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ist technisch möglich und wirtschaftlich lohnend.

Dabei geht es bei der dezentralen Energiewende nicht um regionale Autarkie. Ziel ist vielmehr eine Balance von regionaler Eigenversorgung  und einer kostengünstigen Energieversorgung. Im Zentrum steht ein robustes regionales Netzwerk aus dezentralen Produzenten und Verbrauchern. Denn die Akzeptanz und Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger ist eine notwendige Voraussetzung für einen Aus- und Neubau von EE-Anlagen. Nur gemeinsam mit ihnen kann es gelingen, auf Schuldächern, privaten Häusern, Fabrikhallen und Bauernhöfen genügend Energie aus Wind, Sonne und Biomasse umzuwandeln. Es kann so zudem möglich sein, die Haushalte der Kommunen, Unternehmen und Bürger gezielt zu entlasten. Auch ist es in regionalen Kontexten leichter, die notwendige Sektorkopplung in (Micro) Smart Grids zu realisieren. Nahwärmeversorgung und verteilte Fahrzeugflotten – von Dienstwagenparks über Vermietfahrzeugflotten bis zu Busbahnhöfen – sorgen für eine Kopplung mit dem Stromnetz. Sie lassen sich dezentral effizienter managen als zentral.

Die Kommunen sind die zentralen Akteure zur Umsetzung der Energiewende. Energieeinsparungen von öffentlichen Gebäuden spielen dabei genauso eine Rolle wie die Förderung des ÖPNV oder CO2-freier Innenstädte durch Elektromobilität. Die wirtschaftlichen Chancen für Kommunen sind groß: Neben einer direkten Wertschöpfung und der Schaffung neuer Arbeitsplätze können ebenso indirekte Wertschöpfungseffekte generiert werden.

Zukünftig ist es elementar, dass die wesentlichen Produktionsprozesse für eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa stattfinden, beispielsweise die Produktion von Batterien für die Elektromobilität, Solarpanels oder grüner Wasserstoff für die Industrie.

Die Vollversorgung aus erneuerbaren Energien muss fortan gestärkt werden und der Zubau schneller vonstatten gehen, Barrieren abgeschafft und Akzeptanz erhöht werden. All dies gelingt mit einer dezentralen Energiewende.