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"Energieforschung auf norddeutscher Ebene" Interview mit dem Prof. Dr. Ingo Weidlich, Hafen City Universität und EFH

Im folgenden Gespräch erläutert Prof. Dr. Ingo Weidlich, Hafen City Universität und Vorsitzender des Energieforschungsverbundes Hamburg (EFH) die norddeutschen Amibitionen im Bereich Energie- und Wärmewende.

"Energieforschung auf norddeutscher Ebene"
Prof. Dr. Ingo Weidlich (privat)

EEHH: Lieber Herr Prof. Weidlich, Sie arbeiten an der HafenCity Universität. Bitte skizzieren Sie kurz Ihr Forschungsfeld und den Bezug zum Bereich der erneuerbaren Energien.

Prof. Weidlich: "An der HafenCity Universität bin ich für die Themen aus dem Bereich "Technisches Infrastrukturmanagement" im Bauingenieurwesen zuständig. Dies umfasst alle leitungsgebundenen Ver- und Entsorgungsaufgaben, sowie die Bereiche der damit verbundenen Badarfsanalysen, der Baukonstruktionen und der technsichen Gebäudeausrüstung. Das sich hieraus ergebende Forschungsfeld ist sehr weitreichend und hat auch viele Berührungspunkte mit dem Bereich der erneuerbaren Energien. Insbesondere konkretisieren sich die  aktuellen Forschungsaktivitäten im Bereich der Wärmewende. Wir forschen hier für einen energieeffizienten Betrieb der Netze, ein nachhaltiges Asset Management und eine Weiterentwicklung des Leitungsbaus unter Berücksichtigung der Zielsetzungen der Kreislaufwirtschaft."

EEHH: Aktuell sind Sie auch Vorsitzender Energieforschungsverbundes Hamburg. Welche Aufgaben nimmt dieser Verbund wahr?

Prof. Weidlich: "Der EFH dient als Schnittstelle zwischen den Hamburger Hochschulen, einer fortlaufenden und der tiefgreifenden Vernetzung innerhalb der Energieforschung. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Kompetenzen an den verschiedenen Standorten zusammenzubringen und Synergien zu nutzen. Hauptziel der Tätigkeit ist die Ermöglichung neuer Verbundprojekte. Die Arbeit beim EFH umfasst ein recht umfangreiches Aufgabenpaket, denn natürlich müssen wir berücksichtigen, dass viele Wege zum Ziel führen können. So steht zu Beginn entweder eine konkrete Vorhabenidee von Forschenden, die damit auf uns zukommen oder wir gehen von Förderrichtlinien aus und versuchen die Infos darüber breit zu streuen. Die Mitarbeiter:innen im EFH sichten hierfür regelmäßig alle für die Energieforschung relevanten Calls aus EU-, Bundes- und Landesebene und stellen sie in unseren „Förderinformationen“ zusammen. So bleibt unsere Forschungscommunity darüber informiert, wie sich die Förderlandschaft grade entwickelt und wo sich neue Möglichkeiten ergeben. Aber auch wir sprechen Forschende an den Hochschulen und Forschungspartner:innen an außeruniversitären Einrichtungen und in Unternehmen aktiv an, um über Netzwerktreffen und Workshops die ersten Schritte in Richtung Projekt zu initiieren. Steht schließlich eine Idee im Raum helfen wir ggf. bei der Identifizierung der richtigen Förderrichtlinie, bei der Skizzen- und Antragserstellung und bei der Projekteinreichung. Seit 2013 konnten wir so mit unserer Arbeit bereits über 57 Verbundprojekte auf den Weg bringen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Projekte, die mit Sicherheit über unsere Infoveranstaltungen und Webinare positiv beeinflust wurden, weil wir für den nötigen Austausch zwischen den Wissenschaftler:innen gesorgt haben und über Fördermöglichkeiten und Projekte informiert haben."

EEHH: Der Energieforschungsverbund HH hat sich eine neue Website gegeben und mehrere erfolgreiche Webseminar-Reihen 2020/21 umgesetzt. Welche Aktivitäten sind für 2022 avisiert?

Prof. Weidlich: "Wir sind natürlich zuerst einmal froh, dass das „Projekt“ Website vorerst abgeschlossen ist und wir nun so einen neuen, kompakten und modern gestalteten Webauftritt haben. Aber auch an der Website wird im kommenden Jahr noch weitergearbeitet. Wesentliche Neuerung wird unser neuer Newsletter sein, der, noch mehr als bisher, Forschungsnews aus unseren Projekten und Veranstaltungen in den Vordergrund rücken soll. Bei Events haben wir schon viele Dinge in Planung, ich würde gerne zwei Sachen erwähnen: Wir wollen erstens in die nächste Runde unserer Hamburger Energieforschungskolloquien einsteigen. Dabei handelt es sich um eine Netzwerkplattform für jungen wissenschaftliche Mitarbeiter:innen – es liegt mir viel daran die Energieforschung von Anfang an, auch im Rahmen der Promotion zu unterstützen. Da planen wir für den 3.3.22 einen Auftakt auf den ich mich schon sehr freue. Zweitens haben wir in diesem Jahr sehr erfolgreiche Webinare, z.B. mit dem Titel 'Grüner Hafen für Hamburg', durchgeführt und wir führen diese Reihen weiter. Es gibt noch viele spannende Themen wie die Sektorenkopplung im maritimen Bereich, die wir uns gerne angucken möchten."

EEHH: Der Energieforschungsverbund Hamburg soll künftig mit den Energieforschungsverbünden der anderen norddeutschen Bundesländer enger zusammenarbeiten. Was genau ist geplant und warum?

Prof. Weidlich: "Bereits seit mehreren Jahren arbeiten wir auf norddeutscher Ebene mit anderen Verbünden der Energieforschung eng zusammen. Besonders seit 2019 wird diese Zusammenarbeit stetig intensiviert, da wir uns begleitend zur Norddeutschen Wissenschaftsministerkonferenz (NWMK) in bestimmte Arbeitsgruppen zusammengeschlossen haben und Themenfelder gemeinsam bearbeiten. Der EFH nimmt hierbei in Vertretung durch die HCU den Lead in der Wärmeforschung ein. Da Hamburg in 2022 den Vorsitz der NWMK einnimmt, haben wir nun die Ehre, die wissenschaftliche NWMK-Fachtagung mit zu planen und umzusetzen. Da trifft sich dann tatsächlich die gesamte Energieforschung auf norddeutscher Ebene, und wir wollen gemeinsam Ziele, Ideen und Forderungen weiterentwickeln und an die Politik kommunizieren. Wir erwarten auch Synergieeffekte durch die Aktivitäten des EFH im Energiewendebeirat und dem Klimabeirat der Stadt Hamburg. Dies wird insgesamt eine große Herausforderung, aber ich freue mich auch drauf."

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von Astrid Dose