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Emissionsfreie Antriebe für den Schwerlastverkehr Wasserstoffantriebe für Nutzfahrzeuge
Vor den Toren Hamburgs in Winsen (Luhe) schickt sich ein junges Unternehmen an, den Markt für Busse und LKW aufzumischen: Umgerüstete Bestandsfahrzeuge sollen helfen, die hochgesteckten CO2-Einsparungsziele des Bundes für den Verkehrssektor zu erreichen und die Logistik nachhaltiger zu machen. Auch für Spediteure soll sich das lohnen.
EEHH: Herr Graszt, Sie feiern im Juni die Weltpremiere Ihres Zero-Emission-Trucks. Vorausgegangen sind mehrere Jahre harte Arbeit für Sie als CEO und Ihre Mitarbeiter. Was war die größte technische Herausforderung bei der Entwicklung der neuen Antriebssysteme?
Dirk Graszt: Es gibt zwei Kernkomponenten, die man selbst entwickeln muss, wenn man ein Dieselfahrzeug auf einen batterieelektrischen Antrieb mit Wasserstoff umrüsten will. Das eine ist die elektrische Hinterachse. Wir entwickelten gemeinsam mit unseren Partnern innerhalb von vier Jahren eine Achse mit Radnabenmotoren, die eine Sattelzugmaschine ökonomisch antreibt, über die entsprechende Zugkraft verfügt und robust genug für den Dauereinsatz auf der Straße ist. Zweites sehr wichtiges Element ist die eigens entwickelte Steuerungseinheit, die das Zusammenspiel zwischen den beiden Achsmotoren, der Batterie, der Brennstoffzelle und dem Tanksystem gewährleistet.
EEHH: Welche Eigenschaften muss ein Fahrzeug erfüllen, damit es sich für eine Umrüstung eignet?
DG: Wir verstehen uns als Möglichmacher. Zum einen können wir dank unserer speziellen Entwicklerteams Prototypen und Kleinserien entwickeln. Zuvor prüfen wir natürlich, welche Konvertierung – batterie- oder wasserstoff-elektrisch – passend ist. Umgerüstet wird dann in unserem eigenen Werk in Winsen (Luhe). Das ist im Übrigen deutlich effizienter als die Neuanschaffung eines Wasserstoff-Fahrzeugs. Das ist ja auch kein Wunder, weil wir nur die Antriebskomponenten ersetzen und den Rest erhalten. So bewahren wir intakte Fahrzeuge vor der Totalverschrottung.
Zukünftig wird die Clean Logistics über das Prototyping und die kundenspezifische Konvertierung hinaus auf die Serien-Konvertierung und Produktion von Zero-Emissions-Trucks setzen. Die nötigen Weichen für diesen Schritt wurden bereits in diesem Jahr gestellt. Im zweiten Halbjahr 2022, nach der Premiere unseres HyBatt-Trucks, können wir dann mit der Serien-Konvertierung beginnen.
EEHH: Was ist Ihr Zielmarkt bzw. für wen lohnt es sich, mit konventionellen Verbrennungsmotoren betriebene Fahrzeuge auf Brennstoffzellenantrieb umrüsten zu lassen?
DG: Unsere Zielgruppe ist sehr heterogen und das Potenzial entsprechend groß. Naheliegend sind der gesamte Speditionsmarkt und große Handelsunternehmen, die auf festen Routen fahren. Städtische Fuhrparks, Gartenbetriebe und die Abfallentsorgung stehen da im Mittelpunkt. Ein anderes interessantes Gebiet ist die gesamte Landwirtschaft und das Baugewerbe. Es kristallisieren sich aber auch schon jetzt entlang des Themenstrangs Wasserstoff ganz neue Geschäftsmodelle heraus. So haben wir kürzlich einen Vertrag mit der DEVK-Tochter hylane geschlossen, um für deren Mietmodell von Wasserstoff-LKWs zwei unserer Zero-Emission-Trucks zur Verfügung zu stellen. Kunden bekommen dann vom Wasserstoff über die Tankanlage bis zum Fahrzeug alles aus einer Hand. Das wird die gesamte Transportbranche deutlich verändern und zu einem Treiber der nachhaltigen Entwicklung machen.
Über Clean Logistics:
2018 gestartet, nimmt die von Dirk Graszt und Dirk Lehmann gegründete und mittlerweile börsennotierte Clean Logistics SE mit Sitz in Hamburg eine Pionierrolle in Sachen emissionsfreien Schwerlastverkehr ein. Die Kernidee: Konversion von Bestandsfahrzeugen statt Neubau. Die Zero-Emission-Trucks und -Busse des Unternehmens fahren mit einem wasserstoff-elektrischen Antrieb und machen die Welt grüner. Bereits im Sommer 2021 wurde der erste konvertierte Linienbus an die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft ausgeliefert. Jetzt zieht das Unternehmen am 23. Juni mit dem Zero-Emission-Truck auf Wasserstoffbasis nach: Die Clean Logistics feiert ihre Weltpremiere – mit einem großen Event auf dem Flugplatz in Stade.