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Eisspeicherheizung des EBV im Beisein von Herrn Senator Kerstan eingeweiht Ein Modell für die Wärmewende im Quartier

Am 25.05.2018 wurde die erste Eisspeicherheizung des Umweltpartners Eisenbahnbauverein Harburg eG (EBV) mit Power- to-Heat und strompreisorientiert betriebener Wärmepumpe im Beisein von Herrn Senator Jens Kerstan, Behörde für Umwelt und Energie sowie Prof. Dr. Werner Beba, Leiter des Projektes NEW 4.0, weiteren geladenen Gästen und vielen der Mitglieder des EBV vom Vorstandsvorsitzenden des EBV, Herrn Joachim Bode eingeweiht.

Eisspeicherheizung des EBV im Beisein von Herrn Senator Kerstan eingeweiht
Teil des Eisspeicherkonzeptes: Solarabsorber als Wärmequelle für Wärmepumpe und Eisspeicher. Foto: BUE

Dieses Projekt mit geplanten Investitionskosten von knapp 2 Mio. Euro wird aus dem Hamburger Förderprogramm Erneuerbare Wärme sowie aus dem KfW-Förderprogramm des Bundes mit insgesamt knapp 500 Tausend Euro unterstützt.

Zitat Senator Kerstan: „Dieses innovative Wärmeversorgungskonzept zeigt, wie Klimaschutz und Mieterinteressen zusammengehen. Entscheidend für die Realisierung war die Bereitschaft der Genossenschaft, im Interesse dieser beiden Ziele etwas neues zu wagen – was vielleicht kein Zufall ist, denn Genossenschaften zeichnen sich schon immer durch ein hohes Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl aus. So konnte eine Wärmeversorgung entstehen, die technologisch das Neueste vom Neuen darstellt und gleichzeitig die Heizkosten halbiert. Insgesamt wünsche ich mir bei allen an der Wärmewende in Hamburg Beteiligten etwas von dem Geist, der hier beim EBV einen großen Schritt in die Energie-Zukunft möglich gemacht hat.“

 

In Hamburg entfallen rd. 50 % des Endenergieverbrauchs auf Wärmeanwendungen. Ein Großteil davon wird für die Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser in privaten Haushalten benötigt (Wärmekataster Hamburg). Die Sanierung und der Neubau von Wohngebäuden müssen jetzt schon auf das künftige Erreichen der Hamburger sowie der Klimaschutzziele der Bundesregierung im Gebäudebereich für 2050 ausgerichtet werden: 80 – 95 % CO2-Einsparung gegenüber dem Stand von 1990.

Bisheriges und künftige Eisspeicher-Projekte des EBV

Das erste Eisspeicher-Projekt der traditionsreichen Baugenossenschaft ging Ende 2014 – damals noch mit Gas-Wärmepumpe und ohne Power to heat - in Betrieb. Diesem nun eingeweihten, zweiten Eisspeicher-Projekt sollen noch zwei weitere, ähnliche Projekte mit stromnetzdienlichem Betrieb von Elektro-Wärmepumpen und Heizstäben folgen. Wo erforderlich, wird die zudem Fassade der Gebäude erneuert und gleichzeitig eine angemessene Dämmung aufgebracht.

Klimaschutzziel erreicht - Sektorenkopplung Strom/Wärme umgesetzt

Mit seinem neuesten Heizungsmodernisierungsprojekt erreicht der EBV lt. der Planung schon jetzt die Klimaschutzziele für 2050 durch einen hohen Anteil an Solarwärme und den stromnetzdienlichen Betrieb von Wärmepumpen und Heizstäben. Voraussetzung hierfür war die Integration in das Eisspeicher-Konzept mit Niedertemperatur-Wärmenetz. Gleichzeitig setzt der EBV als erstes Wohnungsunternehmen die Sektorenkopplung Strom/Wärme in einem Projekt im Rahmen von NEW 4.0 – Norddeutsche EnergieWende um.

Der saisonale Speicher soll u.a. die mit Hilfe von Überschuss-Strom mittels Heizzstäben oder Wärmepumpen erzeugte Wärme aufnehmen und so dazu beitragen, dass bei einer „Überproduktion“ von norddeutschem Strom aus Windenergieanlagen oder PV-Kraftwerken diese Anlagen weniger oft abgeregelt werden müssen. Die neuen Anlagen des EBV werden damit netzdienlich betrieben und helfen einen kleinen Teil des dreistelligen Millionenbetrags zu vermeiden, auf den die Betreiber von abgeregelten Windenergie- und PV-Anlagen lt. Bundesnetzagentur im Jahr 2017 Entschädigungsansprüche hatten. Dafür wird dem EBV ein Teil der Umlagen auf den bezogenen Überschussstrom zurückerstattet.

„Die Netzdienlichkeit der Anlage am Reeseberg ist durch die sogenannte Sektorenkopplung zwischen Strom und Wärme wirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich einer der größten Vorteile dieser Lösung“, erläutert Dipl.-Ing. Bernd Schwarzfeld, der mit seinem Büro BZE-Ökoplan auch die zweite Eisspeicheranlage des EBV geplant und projektiert hat und im Weiteren auch die Anlagenbetriebsführung und das Anlagenmonitoring als Dienstleistung übernimmt.

Von links: Prof. Dr. Beba, Senator Kerstan, Herr Bode Vorstandsvorsitzender EBV. Foto: BUE

Heizkosten sinken – Kaltmiete bleibt gleich

Zu den Gewinnern dieses Projektes gehören an erster Stelle die Mitglieder des EBV, deren Heizkostenrechnung künftig erheblich geringer ausfallen wird, da sie zuvor überwiegend Nachtstromspeicherheizungen genutzt haben. „Unsere Mitglieder stehen zu 100 Prozent hinter dem Projekt, schließlich profitieren sie von einer Senkung ihrer Heizkosten von bis zu 80 Prozent“, sagt EBV-Vorsitzender Joachim Bode

Auch eine Umlage der verbleibenden Investitionskosten soll nicht erfolgen und Strompreiserhöhungen haben künftig nur geringe Auswirkungen auf die Heizkosten. Andererseits wäre das Projekt ohne die Akzeptanz der Mitglieder bei den Heizkörperaustausch-Maßnahmen in ihren Wohnungen nicht möglich gewesen und ist somit auch ihr Verdienst und ihr Beitrag zur Wärmewende.

Die Umwelt profitiert von diesem neuen Eisspeicher-Projekt des EBV durch eine geplante CO2-Reduktion von über 440 Tonnen pro Jahr. „Auch das kommt bei unseren Mitgliedern sehr gut an und ist natürlich ein attraktives Alleinstellungsmerkmal für unser Unternehmen“, freut sich Joachim Bode. „Insgesamt also eine Win-Win-Win-Situation für Mieter, Umwelt und Unternehmen.“

Info Eis-Energiespeicher

Eis-Energiespeicher sind großvolumige, ungedämmte Betonbehälter, die unsichtbar unter der Erdoberfläche installiert werden. Gefüllt mit normalem Trinkwasser dienen sie als Wärmepuffer zwischen Sommer und Winter. Das dauerhaft im Speicher enthaltene Wasser wird dabei auf maximal 20 Grad Celsius erwärmt, daher sind die Wärmeverluste gering. Eine Wärmepumpe nutzt die im Wasser enthaltene Energie fürs Heizen. Der Eis-Energiespeicher dient dabei als „Energiemanager“, der Wärme aus unterschiedlichsten Quellen aufnimmt. So sind einfache Solarabsorber, die Wärme des umgebenden Erdreichs oder die Abwärme von Gebäuden, Serverräumen oder Industrieprozessen als Quelle machbar. Einen besonderen „Kick“ liefert die Kristallisationsenergie: Sie wird frei, wenn Wasser zu Eis gefriert. Dieser kostenlose, beliebig wiederholbare, physikalische Effekt ist beachtlich. Die beim Gefrieren freiwerdende Energiemenge entspricht der Menge, die benötigt wird, um Wasser von Null auf 80 Grad zu erwärmen. Durch diesen Effekt ist das benötigte Volumen eines Eis-Energiespeichers entsprechend geringer, als das Volumen eines Warmwasserspeichers mit identischer Wärme-Speicherkapazität. Ein Eis-Energiespeicher kann Gebäude auch regenerativ kühlen.

Weiterführende Links

www.ebv-harburg.de
www.bze-oekoplan.de
www.new4-0.de

Ansprechpartnerin für das Förderprogramm Erneuerbare Wärme der Behörde für Umwelt und Energie

Erna Heinze
Erna.Heinze@bue.hamburg.de
Tel.: 040 42840 3356

Dieses Vorhaben wurde aus Mitteln gefördert, die im Rahmen des Hamburger Klimaplans für das Förderprogramm Erneuerbare Wärme bereit gestellt wurden.

Über die Autorin

Seit Anfang 2017 arbeite ich als B2B-Marketing Managerin von NEW 4.0 im Cluster EEHH. Ob auf dieser Webseite, bei Twitter, via Xing, auf Fachveranstaltungen und Messen - jeden Tag kann ich über das reden und schreiben, was mich am meisten interessiert: Die Entwicklung von innovativen Lösungen zum Voranbringen der Energiewende, des Klimaschutzes und damit einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft.

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