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Ein energiegeladener Blick zu unseren Nachbarn in den Norden Mein persönliches Exkursionserlebnis
Das hat Spaß gemacht! Im Rahmen der „Industry meets Renewables 2024“ hat die Veranstalterin Mai-Inken Knackfuss (Watt 2.0) erstmalig eine ganztägige „Energie-Bustour“ durch unser schönes Nachbarland „Schleswig-Holstein“ organisiert.
Die Teilnehmenden der Konferenz konnten zwischen einer Nord- und einer Westtour wählen. Richtung Norden ging es zuerst nach Schleswig, dort wurde der Erdeisspeicher der Stadtwerke SH angefahren, gefolgt von einer Besichtigung der Biogasanlage Osterby, dem virtuellen Kraftwerk der Nordgröön E. Gmbh und dem innovativen Wärmenetz Bosbüll.
Ich hatte mich im Vorfeld für die Westtour entschieden, die neben dem Besuch einer Biofrosterei auch einen Einblick in die klimaneutrale Logistik eröffnete.
Um 9:30 Uhr sind wir pünktlich gestartet – erstes Ziel: Eine Baustelle. Aber nicht irgendeine Baustelle, sondern eine gigantische Baustelle. Die Baustelle von Northvolt in Heide, Flächenbedarf 110 ha, mit dem Ziel ab 2026 die grünsten Batteriezellen für eine Million E-Autos zu produzieren. Die Ansiedlung wird der Region einen ordentlichen Schub bescheren, da sind sich alle Beteiligten einig.
Weiter gings zur Biofrosterei Westhof, wo wir nicht nur ein köstliches Mittagessen genießen durften, sondern auch erfahren haben, wie leidenschaftlich gelebte BIO-Landwirtschaft funktioniert. Seit der Übernahme des Hofs 1972 ist sehr viel passiert:
- eine vollständige Umstellung auf ökologische Anbauweise
- lückenlose Chargen-Rückverfolgung
- vollständig CO2 neutrale Energieversorgung der BIOFrosterei, 100% EE betrieben
- kurze Lieferwege, Wassereffizienz & Ressourcenschonung
- netzdienlicher Hochtemperaturspeicher: Energiespeicherung in Form von Wärme
Das war schon beeindruckend, aber mein persönlicher Höhepunkt war das Brandschutz-Pilotprojekt: Präventiver Brandschutz mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle! Wie das geht? Auf Basis einer Brennstoffzelle nutzt die Demonstrationsanlage, die bei der Energiewandlung von Wasserstoff produzierte, sauerstoffarme Abluft für die Reduzierung des Sauerstoffgehalts in Lagerhallen und schafft damit nicht nur einen dauerhafte Schutzatmosphäre, sondern erzeugt gleichzeitig emissionsfrei Strom und Wärme. Die Umwelt wird entlastet und die Betriebskosten sinken – WINWIN.
Beim nächsten Stopp standen wir in Meldorf vor einem Erdwall und wurden dort höchstpersönlich von der Bürgermeisterin begrüßt. Dieser Erdwall entpuppte sich als ein riesiges Wasserbecken mit einem Wasservolumen von bis zu 50.000 Kubikmetern und einer Fläche von 1,1 Hektar. Thema: Abwärmenutzung und Wärmespeicher! Die nahegelegene Druckerei erzeugt so viel Abwärme, dass das örtliche Schwimmbad damit geheizt werden kann. Problem: Die Abwärme, die eher in den Wintermonaten gebraucht wird, wird überwiegend in den Sommermonaten produziert. Nun kommt das gigantische Wasserbecken ins Spiel, welches als saisonaler Wärmespeicher fungiert. Abgedeckt, isoliert und drucklos mit Wasser befüllt kann es eine Temperatur von bis zu 90 Grad erreichen und in der Folge nicht nur das Schwimmbad, sondern auch andere öffentliche Liegenschaften damit beheizen. Bravo!
Unser vorletzter Halt: Die PANO Verschluss GmbH in Itzehoe. Ehrlicherweise hatte ich vorher noch nie von dieser Firma gehört, obwohl ich fast täglich mit dem Produkt in Berührung komme. PVC-freie Nockendrehverschlüsse. Hä? Ja, das sind die Verschlüsse, die auf Glasgebinden zu finden sind. Die, mit dem schönen „Klack“ beim Öffnen und dem blauen Ring. Es ging aber natürlich nicht um das „Klack“ der Verschlüsse, sondern um Energieeffizienz und Klimaschutz, wie es sich für eine Energietour gehört. Ganzheitliche Nachhaltigkeit wird dort schon lange gelebt (eine Reduzierung des CO2 Ausstoßes von rund 70% wurde bisher schon umgesetzt) und das aktuelle Projekt hat mich besonders aufhorchen lassen:
Als welterster Feldtest-Nutzer erprobt die Firma die technische Machbarkeit von Wasserstoff im Lackofen-Trocknungsprozess als alternativen Energieträger. Ein absolut innovatives Projekt, welches schon erste Erfolge verbuchen kann. Die Verwendung von Wasserstoff ist problemlos umsetzbar, aber wo kommt der grüne Wasserstoff zu einem passablen Preis her? Eine eigene Elektrolyseanlage könnte helfen, wir werden das Projekt weiter beobachten…
Zum Abschluss konnten wir uns noch dem Thema „Mobilität“ widmen. Wir haben uns mit der Firma „Voigt Logistik“ an der bereits seit 2023 erfolgreich betriebenen Wasserstoff-Tankstelle von „Hypion“ in Neumünster getroffen. Diese Tankstelle ist die erste AFIR-konforme H2-Tankstelle für den LKW-Verkehr in Europa. Investitionssumme des Hypion Konsortiums: 7,4 Millionen Euro und für die Stadt Neumünster ein guter Start zur ersten Drehscheibe für die emissionsfreie Logistik zu werden. Nach der Präsentation rauschte der imposante Wasserstoff-Truck von Voigt Logistik dann leise und emissionslos an uns vorbei zum nächsten Kunden. Das ist die Logistik-Mobilität der Zukunft hautnah.
Noch Fragen? Oder Interesse an den Kontaktdaten der Firmen? Dann meldet euch gern bei mir!
Katja (Löwe), katja.loewe@eehh.de