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Dekarbonisierung der Stahlindustrie Interview mit Dr. Uwe Braun, CEO Arcelor Mittal Hamburg
Im Gespräch informiert Dr. Uwe Braun, CEO Arcelor Mittal Hamburg, über die Dekarbonisierungspläne des Stahlunternehmens am Hamburger Standort.
EEHH: Welche Dekarbonisierungspläne verfolgt Arcelor Mittal? Wie weit sind Sie bereits gediehen?
Dr. Uwe Braun: "Bei ArcelorMittal verfolgen wir verschiedene Wege zur Dekarbonisierung unserer Produktion in Europa und weltweit. Dazu gehören die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung ebenso wie der Einsatz von Biokohle im Hochofen, die Produktion von Bioethanol aus Kohlenstoff oder in Zukunft auch innovative Technologien wie die direkte Elektrolyse. Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Umstellung der Produktionstechnologie vom Hochofen zur Direktreduktion von Eisenerz, um das Vorprodukt Eisenschwamm zu produzieren und dann im Elektrolichtbogenofen mit Stahlschrott zu neuem Stahl herzustellen. Dieses Verfahren spart bereits heute mehr als 50% der CO2-Emissionen ein im Vergleich zur Produktion im Hochofen mit Eisenerz und Kokskohle."
EEHH: Welche Projekte sind am Standort Hamburg geplant?
Dr. Uwe Braun: "In Hamburg betreiben wir bereits seit 1970 eine Direktreduktionsanlage, in der Eisenerz mit Hilfe von Erdgas in das Vorprodukt Eisenschwamm umgewandelt wird, bevor es mit Recyclingschrott im Elektrolichtbogenofen zu neuem Stahl produziert wird. In Zukunft wollen wir anstelle von Erdgas grünen Wasserstoff nutzen. Die Vorplanungen der Ingenieure sind gemacht, die finanzielle Förderung der Bundesrepublik ist bereits von der EU-Kommission genehmigt, aktuell steht der nationale Förderbescheid noch aus. Aber darüber hinaus sind auch wettbewerbsfähige Mengen und Preise für erneuerbaren Strom und grünen Wasserstoff entscheidende Faktoren, ebenso die Verfügbarkeit - das ist aktuell noch nicht ausreichend der Fall."
EEHH: Wie beurteilen Sie die aktuelle Energiepolitik in der Bundesrepublik Deutschland? Was erwarten und wünschen Sie sich mehr von der deutschen Politik?
Dr. Uwe Braun: "Damit wir für eine finale Investitionsentscheidung die nächsten Schritte gehen können, muss die Industriepolitik der Bundesregierung die Grundlagen und Voraussetzungen schaffen. Dazu zählen wettbewerbsfähige Energiepreise ebenso wie Klimaschutzverträge, um die anfangs höheren Kosten für klimaneutralen Stahl auszugleichen."
EEHH: Was erwarten Sie sich vom EEHH-Cluster?
Dr. Uwe Braun: "Weiterhin so gut die Akteure vernetzen und den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vorantreiben - das ist enorm wichtig für uns, um gemeinsam den Weg in eine klimaneutrale Stahlherstellung zu bewältigen."
Vielen Dank für das Interview!
Dr. Uwe Braun tritt auch als Sprecher auf der Hamburg Offshore Wind Conference (HOW) am 14. Mai 2024 auf. Melden Sie sich jetzt noch an unter:
https://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/events/details/hamburg-offshore-wind-conference-2024.html