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Das modernste Abfallverwertungszentrum Europas Interview mit Projektleitern Sören Ehlers und Franz Gruber zum Zentrum für Ressourcen und Energie

Im folgenden Gespräch erläutern die Projektleiter Sören Ehlers und Franz Gruber die Besonderheiten des Zentrums für Ressourcen und Energie.

Das modernste Abfallverwertungszentrum Europas
Dr. Rüdiger Siechau, Umweltsenator Jens Kerstan (Stadtreinigung HH)

EEHH: Wie entstand die Idee zur Entwicklung des Zentrums für Ressourcen und Energie (ZRE)? Tauschen Sie sich mit der zuständigen Behörde für Umwelt, heute BUKEA, aus?

Ehlers, Gruber: „Tatsächlich entwickelt SRH-Geschäftsführer Professor Dr. Rüdiger Siechau ursprünglich die Idee. Die alte Müllverbrennungsanlage in Bahrenfeld sollte bis 2015 in Betrieb sein und danach zurückgebaut werden. Parallel dazu gab es schon Überlegungen zur weiteren Nutzung des Standorts. 2017 wurde die erste Version des ZRE offiziell angekündigt, dass die Entsorgungssicherheit der Freien und Hansestadt Hamburg sichern sollte. Besonders im Hamburger Westen sah sich die Stadtreinigung mit der Herausforderung konfrontiert, dass die Mülltrennung nicht überall möglich ist. Daher stand im Fokus des Konzepts die Sortieranlage. In 2020 wurde das Projekt noch einmal neu aufgesetzt. Der Schwerpunkt verlagerte sich mehr auf thermische Verwertung von Biomasse. Unsere zuständige Behörde, heute die BUKEA, begleitete das Projekt durchweg konstruktiv und wird 2023 voraussichtlich die finale Genehmigung erteilen.“

EEHH: Was ist das Besondere am Zentrum für Ressourcen und Energie?

Ehlers, Gruber: „Das ZRE wird ab 2025 das modernste Abfallverwertungszentrum Europas sein und rund 9.600 Tonnen Wertstoffe pro Jahr durch eine mehrstufige Hausmüllsortieranlage zurückgewinnen. CO2-Einsparungen gelingen durch die Rückgewinnung der Rohstoffe: 7.746 t CO2/a, 21 t pro Tag, was täglich sechs Hin- und Rückflüge von Hamburg nach New York entspricht. Durch Strom- und Wärmegewinnung beträgt die Einsparung 195.018 t CO2/a. Außerdem wir es durch thermische Behandlung Strom und Wärme erzeugen. Sowohl hochkalorischer als auch als niederkalorischer Abfall wie Altholz und Laub kann behandelt werden. So können nach Inbetriebnahme durch alle Anlagen der SRH rund 50 Prozent des Fernwärmebedarfes der Hamburger Haushalte gedeckt werden.

450.000 MWh Wärme und 121.600 MWh Strom können pro Jahr eingespeist werden, zusätzlich 42.400 MWh Wärme in das lokale Wärmenetz. Die elektrische Energie kann für Wasserstoffelektrolyseure zur Verfügung gestellt werden. Der daraus gewonnene Wasserstoff kann für den Betrieb von Brennstoffzellen genutzt werden. Einen Prototyp für ein Brennstoffzellen-Müllfahrzeug gibt es bereits.“

EEHH: Existieren in der Bundesrepublik oder in Europa Vorbilder für Ihre Anlage?

Ehlers, Gruber: „Bisher nicht. Wir tauschen uns sehr viel aus auf Fachtagungen, haben bisher aber nichts von einem ähnlichen Projekt gehört, das in der Umsetzung schon ähnlich weit fortgeschritten ist. Umgekehrt erleben wir großes Interesse aus dem Ausland. Beispielsweise war gerade eine Gruppe aus Finnland zu Gast. Im September werden wir an der TU Wien unser Projekt vorstellen.“

EEHH: Können sich auch Bürger*innen über das Projekt informieren?

Ehlers, Gruber: „Ja, natürlich! Wir möchten das Projekt auch der breiten Bevölkerung näherbringen. Darum haben wir einen Lehrpfad geschaffen, der sich für Exkursionen und Pressereisen eignet. Sogar ein Volkshochschulkurs hat mit uns Kontakt aufgenommen und war zu einer Führung bei uns. Das Interesse ist enorm! Außerdem können Interessierte einen virtuellen Rundgang durch die Anlage machen. Auch persönliche Führungen werden bald möglich sein.“

Virtueller Rundgang | Stadtreinigung HamburgVirtueller Rundgang durch das Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE) - YouTube

https://www.stadtreinigung.hamburg/zre/baukamera-1/

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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