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Bundestagswahl 2021: Auftrieb für die Wasserstoffwirtschaft im Norden Erwartungen der norddeutschen Wirtschaft an die neue Bundesregierung an eine marktfähige Wasserstofftechnologie und den Ausbau der erneuerbaren Energien

Am 26. September 2021 wählt Deutschland einen neuen Bundestag – dies wird für die Wasserstoffwirtschaft von entscheidender Bedeutung sein.

Bundestagswahl 2021: Auftrieb für die Wasserstoffwirtschaft im Norden
Denise Ring (IHK Nord)

Denn mit dieser Wahl müssen die Weichen gestellt werden, um die beschlossene Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 in konkrete Wege zu leiten. Bei der Mammutaufgabe „Energiewende“ wird Wasserstoff eine entscheidende Rolle in der Dekarbonisierung der Wirtschaft tragen.

In den letzten Jahren haben sich in Norddeutschland zahlreiche Forschungs- und Pilotprojekte sowie Netzwerkaktivitäten und politische Strategien in der Wasserstoffbranche etabliert. Der Norden verfügt im nationalen und internationalen Vergleich über besonders starke Voraussetzungen für die Branche und den richtungsweisenden grünen Wasserstoff: Die Region bietet den Wind für On- und Offshore-Anlagen; die Seehäfen zum Transport des Rohstoffs; die strategisch gute Lage im Herzen Europas; Industrieunternehmen als Abnehmer; Gasnetze zum H2-Transport; Kavernen zur Speicherung und die Elektrolyseure in Planung, wie das 100-Megawatt-Projekt im Hamburger Hafen. Kurzum, der Norden bildet die gesamte H2-Wertschöpfungskette ab. Die tragende Rolle im Aufbau der H2-Wirtschaft verdeutlicht die aktuelle Entscheidung, im Norden ein auf die Wasserstofftechnologie ausgerichtetes Innovations- und Technologiezentrum für die Luft- und die Schifffahrt aufzubauen. Der Bund plant, bis zum Jahr 2030 eine Elektrolysekapazität von 5,0 Gigawatt zu erreichen und stellt dazu 9,0 Mrd. Euro bereit.

Die Tragweite der Wasserstoffindustrie haben im aktuellen Bundestagswahlkampf alle Parteien, außer der AfD, erkannt. Der Energieträger ist in den Programmen von den sechs führenden Parteien verankert - das unterstreicht den hohen Stellenwert. Dennoch sind wir nicht da, wo wir hinwollen und hinmüssen.

Was sind die konkreten Aufgaben, die die neue Bundesregierung schnell und korrekt abarbeiten muss? Und wie können die norddeutschen Bundestagsabgeordneten den Norden als H2-Standort stärken?

  • Im Koalitionsvertrag muss der Weg mit konkreten Zielvorgaben festgeschrieben werden. Die Wasserstoffwirtschaft braucht faire Wettbewerbsbedingungen und einen transparenten Markthochlauf.
  • Wir benötigen Einigkeit darüber, wo Wasserstoff als Energieträger effizient eingesetzt werden sollte. Dabei ist entscheidend, dass wir ihn immer dort einsetzen, wo das CO2- Einsparpotenzial am höchsten ist, bspw. als Rohstoff für industrielle Prozesse.
  • Für den Ausbau der Wasserstofftechnologie müssen stetig ausreichend Haushaltsmittel eingestellt werden, bspw. für Förderprogramme. Dies muss frühzeitig berücksichtigt werden.
  • In Norddeutschland braucht es einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, damit wir langfristig auf eine grüne Wasserstoffwirtschaft setzen. Dafür brauchen wir schnellere Plan- und Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen.
  • Die Wende zu einer Wasserstoffwirtschaft kann nur gemeinsam gelingen. Wir brauchen internationale Standards, um Handelshemmnisse aus dem Weg zu schaffen und der Industrie einen verlässlichen Energieträger zur Verfügung zu stellen.
  • Schon heute wird im Norden, die meiste erneuerbare Energie produziert. Mit einem beschleunigten Ausbau der nachhaltigen Energien, kann die Region Vorreiter in der Herstellung des grünen Wasserstoffs werden Damit ist die Region prädestiniert, Angelpunkt der deutschen und der europäischen Wasserstoffwirtschaft zu werden. Die norddeutschen Abgeordneten müssen diese gemeinsame Botschaft nach Berlin und Brüssel tragen.

 

Über die Autorin

Denise Ring ist als studierte Europarechtlerin seit 2015 in der IHK-Organisation tätig und setzt sich seit 2018 als Referentin bei der IHK Nord für den Wirtschaftsstandort Norddeutschland ein. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Energie- und Industriepolitik, die Tourismus- und die Ernährungswirtschaft. Die norddeutsche Wasserstoffwirtschaft ist eines ihrer Kernthemen – im Juni 2021 hat sie das „International Hydrogen Symposium“ bereits zum zweiten Mal hauptverantwortlich mitumgesetzt.  

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