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Biomethan & Torfersatzstoff aus Pappelholz Jan Grundmann, Geschäftsführer der Energy Crops GmbH, im Interview

Vattenfall baut seit 2015 im weiteren Berliner Umland auf 2.000 Hektar Ackerfläche Energieholz an.

Biomethan
Jan Grundmann, Geschäftsführer der Energy Crops GmbH

Vattenfall baut seit 2015 im weiteren Berliner Umland auf 2.000 Hektar Ackerfläche Energieholz an. Dort wachsen Pappeln, aus denen Holzhackschnitzel zur Versorgung des Berliner Biomasse-Heizkraftwerkes Märkisches Viertel gewonnen werden. In einem Forschungsprojekt wird untersucht, inwieweit sich diese Hackschnitzel auch für die Erzeugung von Biomethan und damit zur individuellen Wärmeversorgung eignen.

Was sind die Besonderheiten von Pappelholz Ihrer Meinung nach?

Jan Grundmann: „Der Energieholzanbau bietet eine große Chance, Biomasse auf nachhaltige und abgesicherte Art und Weise für die Energiewende bereitzustellen. Die neue ab 2023 geltende EU-Agrarbeihilfe lässt nun auch den Anbau von Agrarholz in Streifen auf Grünland zu. Das erschließt große zusätzliche Flächenpotentiale und bietet Landwirten in Norddeutschland auf nassen und armen Grünlandstandorten neue Wertschöpfungsmöglichkeiten.

Das Biogas aus dem Pappelholz hat nach den ersten Berechnungen des DBFZ einen um ca. 50 % niedrigeren Carbon Footprint als das durchschnittliche Biogas aus Mais, und der Gärrest eignet sich als Torfersatzprodukt. Wir erwarten für das Biomethan aus dem Pappelholz einen Primärenergiefaktor im Rahmen einer dezentralen Wärmeversorgung von < 0,3 und – wenn es gelingt, durch den Gärrest den Torfabbau zu reduzieren – sogar eine CO2-Senkenwirkung.“

Holz galt bislang als für Biogasanlagen ungeeignet. Was hat sich geändert?

Jan Grundmann: „Bei den meisten Holzarten ist der Anteil schwer abbaubarer Faserverbindungen für die Biogaserzeugung tatsächlich zu hoch. Pappel als Weichholz mit geringerem Lignin-Anteil bietet aber grundsätzlich gute Voraussetzungen. Diese guten Eigenschaften haben wir mit dem DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH in einer Art Vorprojekt bestätigen können und das gemeinsame Forschungsvorhaben initiiert. Mit dabei ist das Unternehmen Klasmann Deilmann GmbH (KD). Als einer der weltweit führenden Hersteller von Substraten für den Gartenbau prüft es den Gärrest auf seine Eignung als Torfersatzprodukt. Im ersten Teilprojekt wurde die grundsätzliche Machbarkeit bestätigt, die Biogasausbeute ist gut und KD konnte gute Ergebnisse mit dem Gärrest als Torfersatzprodukt erzielen. Im zweiten Teilprojekt, das im Dezember 2021 gestartet ist, wird nun zur praxisorientierten Umsetzung im Labor- bzw. halbtechnischen Maßstab geforscht.“

Wie funktioniert das Verfahren?

Jan Grundmann: „Das Pappelholz wird zerfasert, in einer Biogasanlage vergoren und das gewonnene Biogas aufbereitet. Dabei wird reines Methan – wie Erdgas – gewonnen und dann als „grünes“ Erdgas oder besser „Biomethan“ in das Erdgasnetz eingespeist. Damit ist es deutschlandweit – also da, wo wir es benötigen – nutzbar. Das Torfersatzprodukt entsteht durch mechanische Entwässerung des Gärrestes und einem nachgelagerten, kurzen Kompostierungsschritt.“

Biomethan aus Pappelholz – wo liegen die ökologischen Vorteile?

Jan Grundmann: „Die einjährigen landwirtschaftlichen Kulturen zur Gewinnung von Biogasrohstoffen haben keine wirklich gute Klimabilanz und sind deshalb in der Kritik. Der Anbau von Pappeln als Dauerkultur hat zahlreiche Vorteile: einmal gepflanzt, 20 Jahre und länger genutzt, ohne mineralische Düngung und weniger Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Die Bodenruhe und das starke Wurzelwachstum bilden einen unterirdischen Kohlenstoffspeicher, so werden CO2-Emissionen vermieden. Durch den Verzicht auf Stickstoffdüngung ist die Stickstoffkonzentration in der Bodenlösung gegenüber einjährigen Kulturen drastisch reduziert. Somit sind auch klimaschädliche Lachgasemissionen und die Belastung des Grundwassers mit Nitrat minimiert. Weiterhin spart die extensive Bewirtschaftung, bei der die Ernte lediglich alle drei Jahre durchgeführt wird, nicht nur Emissionen, sondern bietet zugleich zahlreichen Arten einen Rückzugsraum.“

https://group.vattenfall.com/de/newsroom/news/2022/jan-grundmann-forschungsprojekt-biomethan--torfersatzstoff-aus-pappelholz

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von Astrid Dose