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„Auch Hadag-Fähren müssen sauberer werden“ Interview mit Hamburgs neuem Senator für Verkehr und Mobilitätswende Anjes Tjarks

Ein Hamburger Senator für Verkehr und Mobilitätswende gehört das erste Mal dem Hamburgischen Senat an – der Grünen-Politiker Anjes Tjarks bekleidet seit 10. Juni den neu geschaffenen Senatorenposten.

„Auch Hadag-Fähren müssen sauberer werden“
Anjes Tjarks, Behörde für Verkehr und Mobilitätswende

1981 in Hamburg geboren, studierte der leidenschaftliche Radfahrer zunächst Anglistik und Sozialwissenschaft auf Lehramt. Für die Grünen arbeitet er bereits seit 1998, zunächst als Referent für Europapolitik und Internationales, von 2008 bis 2011 als stellvertretender Landesvorsitzender. Von 2015 bis 2020 stand er der Fraktion vor und wirkte als Fachsprecher für Öffentliche Unternehmen.

EEHH: „Herzlichen Glückwunsch, Herr Tjarks! Sie sind seit kurzem Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende. Eine herausfordernde Aufgabe – welches Ziel wollen Sie vor allem verfolgen?“

Anjes Tjarks: „Hamburg ist eine pulsierende Stadt und wächst weiter. Gleichzeitig werden die Menschen immer mobiler und der öffentlich zur Verfügung stehende Raum nicht größer. Es ist also gar nicht die Frage ob, sondern wann und mit welcher Dringlichkeit wir den Mobilitätsmix in unserer Stadt verändern. Dafür werde ich die nächsten 5 Jahre arbeiten. Wir wollen den Anteil des Radverkehrs am Modal-Split in Richtung 25 % in den 2020-er Jahren und perspektivisch auf 30 % steigern. Auch der Anteil des ÖPNV soll u.a. mithilfe des Hamburg Takts auf 30% Anteil am Modal Split steigen. Dazu brauchen wir 50% mehr Fahrgäste. Wir brauchen also einen attraktiven ÖPNV UND eine gut ausgebaute und ganzjährig sicher befahrbare Radverkehrsinfrastruktur.“

EEHH: „Wie wir wissen, sind Sie selbst stolzer Besitzer eines Fahrrads und bekennender Nicht-Autofahrer. Wie wollen Sie die Hamburger flächendeckend vom Radfahren überzeugen?“

Anjes Tjarks: „Das Fahrrad muss eines der ersten Verkehrsmittel sein, dem Menschen beim Verlassen der Wohnung begegnen. Es muss schnell verfügbar sein und vielfältige Service- und Informationsangebote geben. Wenn die Menschen dann auf dem Rad unterwegs sind, ist es wichtig, dass sie sicher und möglichst störungsfrei ihre täglichen Wege bewältigen können – z.B. auch mit Lastenrädern und Pedelecs. Insgesamt ist es unser Ziel, jährlich zunächst 60 bis 80 km, perspektivisch 100 km neue oder sanierte Radverkehrsanlagen zu schaffen. Wir bauen das Hamburgische Veloroutennetz und auch das Netz an Stadtrad-Stationen konsequent weiter aus. Wir werden die Mobilitätswende aber nur schaffen, wenn das Fahrrad auch in den Außenbezirken attraktiver wird und etwa über Bike+Ride-Anlagen oder Fahrradparkhäuser an das Schnellbahn- und Busnetz angebunden wird.“

EEHH: „Alternative Antriebsstoffe spielen eine immer größere Rolle. Setzen Sie eher auf E-Mobilität oder auf Wasserstoff? Oder auf beides?“

Anjes Tjarks: „Neben der Mobilitätswende, bei der es in erster Linie um das Mobilitätsverhalten der Menschen und den Umstieg vom Auto aufs Rad oder den ÖPNV geht, wird auch die Verkehrswende eine große Rolle spielen. Hierzu brauchen wir alternative Antriebsstoffe, um von fossilen und schmutzigen Energien weg zu kommen. Aktuell planen wir zum Beispiel gemeinsam mit der Umweltbehörde, wie man die Boote der Alstertouristik elektrifizieren kann, um die Alsterbinnenschifffahrt sauberer zu machen. Aber auch unsere HADAG-Fähren müssen sauberer werden. Hier wäre der Umstieg auf Wasserstoff denkbar. Wir müssen auf beide Technologien setzen und schauen, welche sich für welchen Verkehrsträger besser eignet.“

https://www.gruene-hamburg.de/person/anjes/

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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