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Alternative Antriebe in der Kreuzfahrtbranche Interview mit Lucienne Damm, Head of Sustainability bei TUI Cruises

Die Kreuzfahrtbranche steht wie andere Wirtschaftsbereiche unter Druck, Wege zur Dekarbonsierung zu finden. Lucienne Damm erklärt im Interview, welche Aspekte Nachhaltigkeit auf einem Kreuzfahrtschiff hat und warum sie sich nicht auf den Antrieb beschränkt.

Alternative Antriebe in der Kreuzfahrtbranche
Die neuen Schwesterschiffe mit Dual-Fuel Antrieb können zukünftig e- oder bio-LNG nutzen, die im Bau befindliche Mein Schiff 7 perspektivisch grünes Methanol einsetzen. © Carolin Otersen / TUI Cruises GmbH

EEHH: Inwieweit beschäftigt sich die Kreuzfahrtbranche aktuell mit dem Thema Nachhaltigkeit?

TUI Cruises: Nachhaltigkeit spielt mittlerweile in allen Wirtschaftsbereichen eine Rolle, und das ist auch gut so. In der Kreuzfahrt dreht sich natürlich seit vielen Jahren und auch aktuell alles um die Frage der zukünftigen Antriebe und Kraftstoffe. Wir können die Hochseeschifffahrt, von der die Kreuzfahrtbranche ca. 1% darstellt, nur langfristig dekarbonisieren, wenn wir kohlenstoffarme Kraftstoffe zur Verfügung haben. Aber natürlich auch die Antriebe, die diese nutzen können. Das heißt einerseits finden in der Kreuzfahrt gerade sehr viele Pilotprojekte zu alternativen Antrieben statt, andererseits auch erste Test mit den zukünftigen Kraftstoffen. TUI Cruises geht hier mit der Mein Schiff 7 ins Rennen, sie ist technisch in der Bauphase bereits mit den zentralen Vorbereitungen ausgestattet worden, dass sie perspektivisch grünes Methanol nutzen kann. Und auch unsere neuen Schiffe mit Dual-Fuel Antrieb können zukünftig e- oder bio-LNG nutzen, sobald dies kommerziell verfügbar ist.


EEHH: Welche europäische Regularien im Bereich Nachhaltigkeit greifen für die Kreuzfahrtbranche?

TUI Cruises: Ich will Sie hier nicht mit einer Auflistung aller Regularien langweilen, aber momentan schauen wir sehr genau auf die Rechtsakte, die aus dem Green Deal der EU heraus entwickelt wurden und so langsam in die Umsetzungsphase kommen. Z.B. die Landstrompflicht ab 2030 in allen TEN-T Häfen und die Aufnahme der Schifffahrt in das ETS (Emission Trading Scheme). Ansonsten ist die Kreuzfahrtbranche als Teil der internationalen Schifffahrt den Regularien der Internationalen Maritimen Organisation verpflichtet, die sich ebenfalls eine ambitionierte Treibhausgas-Reduktions-Strategie vorgenommen hat, deren Maßnahmen auch auf die Kreuzschifffahrt einwirken, z.B. der Carbon Intensity Indicator.


EEHH: Wie reagieren Ihre Kund*innen auf diese Problematik?

TUI Cruises:Unsere Kunden haben sich schon immer für das Thema Nachhaltigkeit interessiert, das erleben wir vor, während und auch mal nach der Reise. Sie möchten wissen, was passiert mit meinem Abfall auf dem Schiff, wie sparen wir Treibstoff und wie wird eigentlich das Abwasser behandelt – auf all diese Fragen geben wir an verschiedenen Stellen eine Antwort. Und wenn noch was offen bleibt, dann haben wir unsern Umweltoffizier auf unserer Mein Schiff Flotte im Dienst, der den Gästen gerne nochmal in einem persönlichen Gespräch Frage und Antwort steht.


EEHH: Wie tauschen Sie sich innerhalb der Branche zu diesem Themengebiet aus?

TUI Cruises: Grundsätzlich haben wir die CLIA als internationalen Kreuzfahrtverband, welcher die Umwelt- und Nachhaltigkeitsentwicklung auf internationaler und europäischer Ebene für uns Reedereien sehr aktiv begleitet. Hier findet ein gewisser Austausch statt. Aber auch im Bereich des Tourismus haben wir zahlreiche Netzwerke, wo wir mit anderen touristischen Unternehmen an Themen rund um Nachhaltigkeit zusammenarbeiten, uns austauschen und gegenseitig unterstützen, wie z.B. dem Nachhaltigkeitsaustausch des DRV oder insbesondere Futouris e.V., der Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen Reisebranche. Hier bin ich im Vorstand tätig und finde die gemeinsame Kooperation in vielen Fragen sehr, sehr wichtig und zentral für langfristige Lösungen innerhalb der Tourismus-Branche.

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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