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Schulterschluss für eine global wettbewerbsfähige europäische Windindustrie From Hamburg to the World: EEHH besucht WindEurope 2023 in Kopenhagen

“Strengthening Europe’s wind supply chain” – Spitzenpolitiker*innen der europäischen Staaten, Top-Manager*innen der Industrie, ca. 15.500 Besucher*innen und mehr als 500 Aussteller nahmen an dem Annual Event 2023 von WindEurope vom 25. bis 27.04.2023 in dänischer Hauptstadt teil und diskutierten über die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der europäischen Windbranche, von Net Zero Industry Act, Genehmigung bis zu globaler Wettbewerbsfähigkeit.

Das EEHH-Cluster (Astrid Dose, Prokuristin, und Jingkai Shi, Projektleitung Internationale Kooperation erneuerbare Energien) war auch dort vertreten.

Schulterschluss für eine global wettbewerbsfähige europäische Windindustrie

Ostende Declaration: Politische Weichenstellung für beschleunigten Ausbau der Offshore-Windenergie in der Nordsee

Einen Tag vor dem Annual Event 2023 von WindEurope trafen sich neun Anrainer-Staaten der Nordsee zum zweiten North Sea Summit im belgischen Ostende. Dabei wurde eine gemeinsame Regierungserklärung zum Ausbau von 120 Gigawatt Offshore-Wind bis 2030 in der Nordsee unterzeichnet. Die Ostende Declaration ist die Fortsetzung der Esbjerg Declaration, die im Mai 2022 von Belgien, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden initiiert wurde. Der Ostend Declaration haben sich Frankreich, Irland, Luxemburg, Norwegen und UK angeschlossen und damit beteiligen sich alle Staaten an der Nordsee an der Zusammenarbeit für den Ausbau der Offshore-Windenergie.

Die neue politische Vereinbarung beinhaltet ebenfalls eine von den Übertragungsnetzbetreibern aus Belgien, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden gegründete Initiative, die Entwicklung eines vernetzten Offshore-Stromnetzes und die Identifizierung von Folgeschritten der Umsetzung beabsichtigt. Ein weiterer Bestandteil ist die Zusammenarbeit in der On- und Offshore-Produktion von erneuerbarem Wasserstoff. Dazu haben Deutschland mit Dänemark, den Niederlanden und UK eine kombinierte Kapazität von 30 GW bis 2030 festgelegt.

Stärkung und Optimierung der Lieferkette als zentrale Herausforderung für die europäische Windbranche

Die Zusammenwirkung von hohen Energie- und Rohstoffpreisen, Inflation sowie hartem Preiskampf mit Nicht-EU-Ländern übt derzeit massiven Druck auf die Lieferkette aus. Stärkung der Wirtschaftlichkeit und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Windindustrie stand daher im Mittelpunkt der Diskussionen zwischen Politik und Wirtschaft beim WindEurope.  

In der Opening-Session gaben führende europäische Windunternehmen wie beispielsweise Siemens Gamesa Renewable Energies, Nordex und Shell spannenden Einblick in den Status-quo der Windindustrie und forderten faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber Unternehmen aus den Nicht-EU-Ländern sowie zielgerichtet finanzielle und öffentliche Unterstützung beim Ausbau der Produktionskapazität, der Investition in die Forschung und Innovation, z.B. durch den neuen Net Zero Industry Act.

„Die europäische erneuerbare Branche ist insgesamt bei allen wichtigen Stufen der Wertschöpfungskette, z.B. Rohrstoffverarbeitung, Produktion von Stahl und Aluminium, erneuerbare Technologien (Batterie, Wind, Solar, Elektrolyseur), von einzelnen Ländern stark abhängig.“ Ein klares Statement von Fatih Birol, Executive Director, International Energy Agency, und damit verbunden eine Anforderung zu dringender Diversifizierung der Beschaffung von kritischen Materialien und Wiederverwertung von alten Komponenten bei der Teilnahme an der ministeriellen Session. Auch Kadri Simson, Energiekommissarin der EU und Energieminister*innen mehrere europäischen Staaten debattierten mögliche Maßnahmen zur Reduzierung von Hürden und Engpässen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Windenergie: z.B. Vereinfachung und Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens und Aufnahme vom Non-Price-Kriterium in die Ausschreibung.

Obwohl die Windindustrie der einzelnen europäischen Länder sich in unterschiedlichen Entwicklungsstufen befindet, waren sich alle Akteure der Politik und Wirtschaft einig: Europa braucht ein ganzheitliches und koordiniertes Vorgehen, insbesondere bei der Stärkung der Lieferkette und bei der Planung und Umsetzung der Netzinfrastruktur und Windprojekte.

Der neue Zukunftsmarkt Südkorea

Über den Tellerrand schauen: WindEurope bot sich auch als einen Treffpunkt der internationalen Windindustrie. Von Asien, Australien bis Amerika, aktuelle wichtige Branchenentwicklung in ausgewählten Ländern wurde dem Publikum beim „Market Theatre“ präsentiert, ein Rahmenprogramm von GWEC – Global Wind Energy Council.

Unter allen „Emerging Markets“ fällt Südkorea besonders auf. Die Wirtschaft Südkoreas ist durch energieintensive Industrie geprägt, z.B. Chemie, Halbleiter und Schiffsbau. Zusammen macht die Industrie 62% der Energie im Land aus. Um den extrem hohen Strombedarf zu decken, ist Südkorea stark abhängig von Importen von Kohle und Flüssigerdgas, denn es mangelt an fossilen Brennstoffen. Diese Herausforderung hat Südkorea zu einem Umstieg auf erneuerbare Energien gezwungen. Die südkoreanische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien (2020: ca. 6,4%) am nationalen Strommix bis 2030 zu verdreifachen.

Südkorea punkt mit langer Küste, gutem Windverhältnis und einer Vielzahl an Häfen beim Ausbau von Offshore-Wind, ist aber auch mit einer Reihe von Problemen konfrontiert:  mehrere Gewässer rund um die Küste werden für militärische Nutzungszwecke, die Fischindustrie und die Schifffahrt beansprucht. Das alles macht die ohnehin begrenztes Küstengebiet enger und schwieriger für die Offshore-Windprojekte. Die schwimmende Windkraftanlage in einer weiten Entfernung vor der Küste könnte aber einer der Lösungen sein.

Kooperation mit europäischen Partnern: eine hohe Priorität für EEHH-Cluster

Auf Basis der Esbjerg Declaration hat EEHH-Cluster zusammen mit sechs weiteren europäischen Energienclusters eine Nordsee-Clusterkooperation abgeschlossen. Ziel ist es, durch gemeinsame Aktivitäten unter Einbindung von Mitgliedsunternehmen Innovation und Technologieentwicklung im Bereich Offshore-Wind voranzutreiben. Bei diesjährigem WindEurope fand ein zweites Networking-Event statt. Energieclusters und einzelne Mitgliedsunternehmen tauschten sich zu Themen wie Projekten, Technologien und Geschäftskooperation aus.

Über Jingkai Shi

Profilbild zu: Jingkai Shi

Hamburg ist die Modellregion der Energiewende und deutsche Windhauptstadt mit Verbindungen in die ganze Welt. Die lokale Erneuerbare Energien-Branche ist damit ein zentraler Partner für die internationale Energiewirtschaft. Als Ansprechpartner für internationale Kooperation im Bereich Erneuerbare Energien betreue ich die Beziehung des EEHH-Clusters zu internationalen Branchenetzwerken, unterstütze die EEHH-Mitglieder bei ihren Auslandsaktivitäten und trage mit Social-Media-Aktivitäten zu einer stärkeren Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Hamburg auf der Weltbühne bei.

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