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20 Jahre WindEnergie Zirkel e.V. Interview mit dem WEZ-Vorstand

Im folgenden Gespräch berichtet der WEZ-Vorstand über die Motive und Entstehungsgeschichte des Hamburger Vereins.

20 Jahre WindEnergie Zirkel e.V.
Gründung WEZ e.V. (Prof. Dr. Thorsten Faber)

EEHH: Wer hat den WEZ ins Leben gerufen und warum?

WEZ-Vorstand: "Der WindEnergieZirkel Hanse (WEZ Hanse) wurde im August 2005 gegründet. Die Initiative ging maßgeblich auf Dr.-Ing. Bernhard Richter vom damaligen Unternehmen Germanische Lloyd (heute: DNV) zurück. Sein Anliegen war es, einen Ort des Austauschs für die Windenergie zu schaffen, der über das hinausgeht, was ein klassischer Interessenverband leisten kann. Es sollte ein Raum entstehen, in dem sich Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik begegnen können. Dr.-Ing. Richter entwarf die erste Satzung und schlug Prof. Dr. Klaus Rave als Vorsitzenden vor. Gemeinsam mit Dr. Uwe Kolks, Matthias Schubert, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe und Prof. Dr.-Ing. Torsten Faber bildeten sie den ersten Vorstand. Zur Gründungsveranstaltung am 16. August 2005 wurde in den Hamburger Übersee-Club eingeladen. Dieser Ort unterstrich durch seine Tradition den Anspruch und die Ernsthaftigkeit. Über viele Jahre blieb er auch der regelmäßige Treffpunkt des Zirkels.

Die Mitgliederzahl wurde bewusst auf rund fünfzig Personen begrenzt. Ziel war es, ein konzentriertes, hochkarätiges Netzwerk mit Vertreterinnen und Vertretern von Banken, Versicherungen, Projektentwicklern, Anlagenherstellern, Energieversorgern, Hochschulen und Ingenieurdienstleistern zu schaffen. Der WEZ wollte dazu beitragen, die Rolle der Windenergie im Energiemix zu stärken, Vorurteile gegenüber erneuerbaren Energien abzubauen und die norddeutschen Interessen ain einer zukunftsorientierten Industrie- und Arbeitsmarktpolitik aktiv zu vertreten. Von Anfang an spielte auch die Nachwuchsförderung eine zentrale Rolle. Der WEZ etablierte früh einen Förderpreis für wissenschaftliche Arbeiten und initiierte Veranstaltungen wie das Spargelessen mit der Verleihung des 'Goldenen Spargels'."

EEHH: Was waren die Höhepunkte in 20 Jahren? Wie hat sich die Hamburger Windszene verändert im Laufe der Zeit?

WEZ-Vorstand: "In zwanzig Jahren hat der WEZ Hanse viele bedeutende Momente erlebt. Ein besonderer Höhepunkt war sicher die Einführung des 'Goldenen Spargels'. Dies war eine selbstironische Reaktion auf die häufig bemühte Kritik der 'Verspargelung der Landschaft'. Die Auszeichnung würdigt mit einem Augenzwinkern, aber aufrichtigem Respekt das Lebenswerk engagierter Persönlichkeiten, die die Windenergiebranche entscheidend mitgestaltet haben. Die Trophäe wurde von Auszubildenden der damaligen E.ON Hanse gestaltet.

Zu den Geehrten zählen unter anderem Dr.-Ing. Bernhard Richter, Hans-Detlev Feddersen und Hugo Denker, die exemplarisch für jene Pioniere stehen, die Bürgerwindparks etabliert, Finanzierungskonzepte ermöglicht oder politische Grundlagen geschaffen haben. Auch der Förderpreis WIND für wissenschaftliche Arbeiten hat sich als feste Größe etabliert.
Darüber hinaus wurden mit dem „Windkoffer für Schulen“ regelmäßig Experimentierkoffer mit dem Schwerpunkt Windenergienutzung an engagierte Schulen vergeben um damit bei jungen Menschen Interesse an Technik und Nachhaltigkeit zu wecken und die Bildungsarbeit zu unterstützen. Zuletzt wurde im Jahr 2024 ein Windkoffer an die Brecht-Schule Hamburg durch unseren geschäftsführenden Vorstand, Mathias Steck, übergeben.

Zu den Veranstaltungen der letzten Jahre gehörten unter anderem Podiumsdiskussionen mit Vertreterinnen und Vertretern von den Universitäten und (Fach-)Hochschulen aus dem Norden sowie politische Formate wie etwa vor der letzten Bürgerschaftswahl in Hamburg 2025 oder mit dem schleswig-holsteinischen Minister für Energiewende Tobias Goldschmidt.

Parallel dazu hat sich die Windszene in Hamburg deutlich über die letzten Jahrzehnte gewandelt. Aus einer Landschaft weniger engagierter Einzelpersonen ist ein dichtes Netzwerk aus Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und politischer Initiative geworden. Hamburg gilt heute als ein führender Standort für Windenergie in Deutschland mit internationaler Ausstrahlung. Der WEZ hat diesen Weg begleitet und, so hoffen wir, auch aktiv mitgestaltet."

EEHH: Wer waren die Preisträger*innen?

WEZ-Vorstand: "Die Liste der Preisträgerinnen und Preisträger des WEZ-Förderpreises WIND ist lang und sie zeigt vor allem eines: Die Windenergie ist ein unglaublich vielfältiges und dynamisches Feld. Wir stellen hier exemplarisch einige der Preisträger*innen vor.

Einige Beiträge stechen besonders hervor. Dr. Florian Biel untersuchte 2007 Schiffsanprallrisiken auf Offshore-Anlagen. Prof. Dr. Detlef Schulz entwickelte 2008 Lösungsansätze für eine bessere Netzintegration der Windenergie, ein Thema, das auch heute noch aktuell ist. David Zach Wolfromm legte 2011 eine Machbarkeitsstudie für Windprojekte in Südafrika vor, die die internationale Relevanz der Windenergie verdeutlichte. Andere Arbeiten brachten wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte in den Fokus: Mario Richter analysierte Geschäftsmodelle im Bereich erneuerbarer Energien. Hanna Peters entwickelte ein Konzept zur Kombination von Speichern mit Kleinwindanlagen. Flemming Ohlsen zeigte 2023, wie man eine Mikrowindenergieanlage technisch optimiert und gleichzeitig gesellschaftliche Akzeptanz mitdenkt.

Auch technische Innovationen wie das Recycling von Rotorblättern (Amal Shankar Ramachandran Nair), die Untersuchung der Pfahldynamik (Katja Siegl) oder die Anwendung von Optimierungsmethoden für den Entwurf von Leichtbaustrukturen für Windenergieanlagen (Rob Rudolf) wurden ausgezeichnet.

Ergänzt wird der Förderpreis durch den 'Goldenen Spargel'. Persönlichkeiten wie Hans-Detlev Feddersen, Hugo Denker, Jörg Kuhbier oder Dr. Wolfgang von Geldern stehen exemplarisch für Menschen, die mit Weitsicht, Beharrlichkeit und großem Engagement Grundlagen geschaffen haben, auf denen heutige Fortschritte der Windenergie mit aufbauen."

Vielen Dank für das spannende Interview und viel Erfolg für die kommenden 20 Jahre!

Die Jubiläumsfeier findet am 12. Mai 2025 ab 18.00 Uhr im Hafenklub Hamburg an den Landungsbrücken statt.
Melden Sie sich bei Interesse gern an bei:
Marcel Schedat; marcel.schedat@hs-flensburg.de

 

 

Podiumsdiskussion zur Bürgerschaftswahl mit energiepolitischen Sprechern der Hamburger Bürgerschaft November 2024 (Marcel Schedat)

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von Astrid Dose