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Cuxhaven: Mangel an Hafenflächen bedroht Hochlauf der Windenergie und erschwert Energiewende Schwerlastfähige Hafenflächen sind eine der wichtigsten infrastrukturellen Voraussetzungen für die Energiewende. Doch die Flächen werden knapp. Ohne sie wird die Energiewende jedoch deutlich erschwert.

Cuxhaven: Mangel an Hafenflächen bedroht Hochlauf der Windenergie und erschwert Energiewende
Stiftung Offshore-Windenergie

Die Ausbauziele im Bereich der On- und Offshore-Energie erfordern aus verschiedenen Gründen eine hohe Verfügbarkeit von Flächen und Kaikantenanlagen in deutsche Seehäfen; angesichts des besonderen Schwerpunkts der Offshore Wind- Ausbauziele auf die Nordsee kommt nordseeseitigen Seehäfen eine besondere Bedeutung zu. Verschiedene Studien und Prognosen warnen inzwischen vor einem eklatanten Mangel an schwerlastfähigen Hafenflächen.

Ohne schwerlastfähige Hafenflächen wird die Energiewende also erheblich verzögert werden. Darin sind sich die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE, der Bundesverband WindEnergie sowie die Hafenwirtschaftsgemeinschaft (HWG) Cuxhaven einig. Laut Modellierung der Stiftung OFFSHORE WINDENERGIE und der Deutschen WindGuard fehlen alleine bis zum Jahr 2027 mindestens 50 Hektar (ha) Hafenfläche, ohne ausreichenden Zugriff auf ausländische Hafenkapazitäten sogar bis zu 200 ha. Ohne diese Flächen und entsprechende Finanzierungsprogramme droht der Hochlauf der Windenergie empfindlich ausgebremst zu werden. Denn: Erweiterungen der nötigen Schwerlastflächen haben eine lange Vorlaufzeit. So benötigt der Bau einer neuen Fläche samt Kaianlage bis zu 7 Jahre. Der Hafen von Cuxhaven ist einer der wichtigsten Seehäfen zur Anlieferung von Großbauteilen für Windenergieanlagen. Nun werden die notwendigen Schwerlastflächen knapp. Das Tiefwasserterminal in Cuxhaven ist das einzige in Deutschland mit einem gültigen Planfeststellungsbeschluss und könnte innerhalb von etwa zwei Jahren seine Flächen erweitern, die Finanzierung ist jedoch auch mehrere Jahre nach erfolgtem Beschluss noch nicht abschließend geklärt.

Karina Würtz, Geschäftsführerin Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE: „Die Ausbauziele für Offshore-Wind brauchen Seehäfen mit ihren schwerlastfähigen Flächen und Kaikanten. Es wäre naiv zu glauben, dass diese Flächen durch die Seehäfen unserer Nachbarstaaten zur Verfügung gestellt werden könnten: Trotz erheblicher staatlicher Investitionen in die eigenen Seehäfen in Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien werden diese Häfen angesichts der eigenen staatlichen Ausbauziele ab 2027 bereits voll sein. Unsere Nachbarstaaten werden das Problem also nicht für uns lösen. Zudem gilt: Je länger der Transportweg zwischen Hafen und Windpark-Bauplatz, desto teurer hinterher die Stromgestehungskosten. Auch vor diesem Hintergrund sollte uns daran gelegen sein, eigene geeignete Seehafenflächen als Teil der öffentlichen Infrastruktur auszubauen.“

„Der Hafen ist eines der wichtigsten Drehkreuze für die gesamte Windenergiebranche. Fast alle Hersteller landen ihre Rotorblätter über Cuxhaven an. Dies betrifft auch die Bauteile der Onshore-Windenergieanlagen. Wir sehen seit Jahren, dass sowohl die Zahl der zugebauten als auch die Zahl der neu genehmigten Anlagen ansteigt. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, heißt allerdings auch, dass die Situation der Häfen perspektivisch verbessert werden muss. Der Pfad zu jährlich 10.000 MW ist beschritten. Jetzt gilt es die Finanzierung für Cuxhaven schnellstmöglich zu klären, damit es beim Ausbau der Windenergie an Land nicht zu einem vermeidbaren Infarkt kommt“, ergänzt Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie BWE.

Michael de Reese, Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven: „Cuxhaven ist der einzige Hafen mit einem gültigen Planfeststellungsbeschluss zur Erweiterung. Nur hier können im erforderlichen Zeitrahmen die für den Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendigen Flächen entstehen. Die deutsche Energiewende ist politisches Ziel und nationale Aufgabe. Hier muss sich daher auch der Bund einbringen. Die Privatwirtschaft und das Land Niedersachsen haben bereits je ein Drittel der notwendigen Finanzmittel von insgesamt circa 300 Millionen Euro fest zugesagt. Wenn die Bundesregierung ihre eigenen Ziele erreichen will, muss sie sich genau jetzt beteiligen. Hier ist der 31. Mai der Stichtag für eine verbindliche Finanzierungszusage. Andernfalls ist ein Großteil der Ausbauziele gefährdet. Bei anderen zentralen Infrastrukturprojekten, wie beispielsweise dem Ausbau von Autobahnen, beteiligt sich der Bund auch.“

Pro Jahr werden über das Tiefwasserterminal in Cuxhaven rund 15.000 Großbauteile für Windenergieanlagen auf Land und auf See angeliefert, darunter auch etwa 80 Prozent aller Rotorflügel für Windenergieanlagen an Land. Neben Bauteilen für die Windindustrie werden über Cuxhaven unter anderem auch PKW sowie Container und Stückgut für diverse Branchen angeliefert.

Über die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE

Die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE wurde 2005 zur Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch eine verbesserte Erforschung und Entwicklung der Windenergie auf See gegründet. Sie hat sich als ein überparteilicher, überregionaler und sektorenübergreifender Thinktank zur Entwicklung der Offshore-Windenergie in Deutschland und Europa etabliert. Die Stiftung ist Kommunikationsplattform für Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung, dient dem Wissensaustausch und versteht sich als Ideengeber und Multiplikator. Gleichzeitig bündelt sie die verschiedenen Interessen und vertritt sie gegenüber Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Stiftungskuratorium sind sowohl wichtige Bundes- und Landministerien für den Offshore-Wind-Bereich wie auch Betreiber, Hersteller, Übertragungsnetzbetreiber, Zulieferer, Banken und Versicherungen vertreten.

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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